FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Vereinigten Staaten hängen Europa trotz großer Kursverluste von US-Techkonzernen an der Börse ab. Unter den 100 wertvollsten Börsenunternehmen der Welt stammen alleine 61 aus den USA, nur eins weniger als im Vorjahr, wie eine Studie der Beratungsgesellschaft EY zeigt. Unter den ersten zehn ist demnach kein Unternehmen aus Europa vertreten und nur eines von außerhalb der USA - der Ölkonzern Saudi Aramco
Deutschland ist unter den Top 100 gar nicht vertreten - der Softwarehersteller SAP
Unternehmen aus den USA dominieren schon seit vielen Jahren die Weltbörsen - beflügelt vom Wachstum der Techkonzerne, die im Börsenboom der vergangenen Jahre rasant an Wert gewonnen hatten. Doch mit den Zinserhöhungen der großen Zentralbanken im schwachen Börsenjahr 2022 bekamen die zinssensiblen Tech-Riesen Gegenwind. Technologiekonzerne verloren EY zufolge im Verlauf des Jahres 33 Prozent ihres Börsenwerts. Allein Tesla
Insgesamt verloren die 100 der größten Börsenunternehmen 7,2 Billionen Dollar oder 20 Prozent ihres Werts. Während auch Konsumgüter- und Telekommunikationsfirmen kräftige Kursverluste verzeichneten, ging es dank höherer Rohstoffpreise vor allem für Energiekonzerne aufwärts (plus 12 Prozent). "Der starke Anstieg der Zinsen, der Ukraine-Krieg und die weltweit steigenden Energiepreise - all diese Entwicklungen haben Spuren an den Weltbörsen hinterlassen", sagte Henrik Ahlers, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung.
Unter den 100 größten Börsenunternehmen haben EY zufolge nur 15 ihre Zentrale in Europa, wertvollster Vertreter ist demnach der französische Luxuskonzern LVMH
Die Bedeutung Europas an der Börse schwindet seit Jahren. Ende 2007, vor dem Höhepunkt der Finanzkrise, kamen laut EY noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt aus Europa und immerhin sieben aus Deutschland. Ende 2021 waren es noch zwei: SAP und Siemens
Dazu kommt, dass Deutschland und Europa überdurchschnittlich stark unter dem Ukraine-Krieg und dem Anstieg der Energiepreise leiden. "In den USA können Industrieunternehmen derzeit deutlich günstiger produzieren, der Krieg ist für sie weit weg, eine Gaskrise muss dort niemand fürchten", sagte Ahlers. Daher spreche wenig für eine Renaissance Deutschlands und Europas an den Weltbörsen im neuen Jahr./als/DP/jha
Quelle: dpa-AFX