KÖLN (dpa-AFX) - Die klassische Lebensversicherung mit Garantiezins wird einer Studie zufolge im Neugeschäft immer mehr zum Auslaufmodell. Von 46 untersuchten Unternehmen hätten nur 21 überhaupt noch klassische Lebens- und Rentenversicherungsverträge im Angebot, berichtete die Ratingagentur Assekurata in ihrer jährlichen Überschussstudie am Donnerstag in Köln. Hintergrund sind die anhaltenden Niedrigzinsen. Seit dem 1. Januar sagen Lebensversicherer in Deutschland nur noch eine Verzinsung von 0,25 Prozent auf den Sparanteil fest zu. Zuvor hatte dieser sogenannte Höchstrechnungszins noch 0,9 Prozent betragen.
"Das geringe Angebot verdeutlicht, wie stark das einstige Flaggschiff der Lebensversicherer in der Gunst der Anbieter mittlerweile gesunken ist", sagte Assekurata-Chef Reiner Will. Allerdings hätten viele Versicherer noch große Vertragsbestände des klassischen Modells in den Büchern. Für deren Kunden habe die Überschussbeteiligung weiterhin eine hohe Bedeutung.
Nachdem die laufende Verzinsung der Verträge in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken war, fällt der Rückgang der Studie zufolge im neuen Jahr marginal aus. Über alle analysierten Produktarten und Tarifgenerationen hinweg sinkt die Verzinsung 2022 demnach im Schnitt um 0,03 Prozentpunkte auf 2,61 Prozent.
"Grund hierfür sind die vertraglichen Garantien, auf die die Kunden mit Vertragsabschluss einen Anspruch erwerben", sagte Will. Dadurch könne die Überschussbeteiligung nicht unter diesen Wert fallen. Alte Verträge umfassen teilweise noch einen Garantiezins von bis zu 4 Prozent. Für Neuabschlüsse wurde er seit dem Jahr 2000 aber immer weiter herabgesetzt.
Inzwischen bieten Lebensversicherer im Neugeschäft vor allem Verträge mit abgespeckten Garantien an. In der sogenannten neuen Klassik versprechen sie oft nicht einmal mehr den Erhalt der gezahlten Beiträge. Die Gesellschaften werben dabei gern mit der Chance auf eine höhere Rendite, weil die Kosten für die Garantie wegfallen. Allerdings liegt die laufende Verzinsung neuer Verträge in diesen Tarifen der Studie zufolge nicht unbedingt höher als bei den noch angebotenen klassischen Vertragstypen./stw/mar/jha/
Quelle: dpa-AFX