BERLIN (dpa-AFX) - Trotz genehmigter Bauvorhaben lässt die Fertigstellung von immer mehr Wohnungen auf sich warten. Für 2020 wird ein Überhang von knapp 790 000 Wohnungen geschätzt, wie es im Frühjahrsgutachten des Zentralen Immobilien-Ausschusses heißt. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Ein Erklärungsansatz seien Kapazitätsgrenzen. Weil die Firmen alle Hände voll zu tun haben, dauert das Bauen immer länger. 2020 dürften rund 300 000 neue Wohnungen fertiggestellt worden sein, schätzt der Branchenverband. 2021 könnten es demnach 310 000 werden.
Wohnungen sind in vielen deutschen Städten knapp. Vor allem junge Menschen ziehe es dort hin, hieß es. Ab einem Lebensalter von etwa 30 Jahren zögen aber verstärkt wieder Menschen ins Umland und aufs entlegenere Land, verstärkt durch die Corona-Krise. "Zahlreiche Vorteile des Lebens in der Stadt sind - zumindest temporär - weggefallen, während der Nachteil der hohen Wohnkosten bestehen bleibt", hieß es.
"Die Wohnwünsche verändern sich, Wohnungsmerkmale wie Balkon, Garten, Arbeitszimmer oder allgemein ein Mehr an Fläche rücken vermehrt ins Blickfeld der Interessenten", registrierten die Autoren. Dass das Homeoffice zu einer stark steigenden "Stadtflucht" führe, lasse sich aber noch nicht belegen.
Mieten und Kaufpreise stiegen im vergangenen Jahr vielerorts weiter. Bei Neuverträgen verlangten Vermieter Ende 2020 im bundesweiten Durchschnitt 7,57 Euro kalt je Quadratmeter, 3,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Je nach Region gibt es deutliche Unterschiede.
Wer eine Eigentumswohnung suchte, musste im bundesweiten Mittel 8,6 Prozent mehr ausgeben als Ende 2019. Durchschnittlich wurden 2280 Euro je Quadratmeter verlangt. Ein- und Zweifamilienhäuser wurden im Schnitt 7,3 Prozent teurer./bf/DP/mis
Quelle: dpa-AFX