HILVERSUM (dpa-AFX) - Der Skandal um sexuelle Übergriffe in der Casting-Show "The Voice of Holland" weitet sich aus. Immer mehr ehemalige Teilnehmerinnen der Show berichten in niederländischen Medien von Übergriffen. Auch Ministerpräsident Mark Rutte äußerte sich bereits. Die Missstände seien "unakzeptabel und unerhört", sagte er dem "Telegraaf". Das Justizministerium rief mögliche Opfer auf, Anzeige zu erstatten. Was genau in den Kulissen der Show geschah, soll am Donnerstag deutlich werden im Online-Programm "Boos".
Beschuldigt werden bisher ein Jury-Mitglied und ein Musiker. Der ehemalige Bandleader Jeroen Rietbergen gab Machtmissbrauch zu und trat zurück. Dagegen weist Rapper und Jury-Mitglied Ali B. alle Beschuldigungen zurück. Gegen ihn wurde Anzeige erstattet.
Das von einem öffentlich-rechtlichen TV-Sender produzierte Programm "Boos", was "wütend" bedeutet, hatte von mehreren Vorfällen berichtet. Daraufhin hatte der TV-Sender RTL
Frühere Teilnehmerinnen der Show berichten nun in Medien, dass sie sich anzügliche Bemerkungen anhören mussten, betatscht und bedrängt wurden. Sie hätten sich schutzlos und bedroht gefühlt.
Es ist die bisher größte #MeToo-Affäre im niederländischen Show-Business. Sie ist besonders brisant, weil die prominente Medien-Familie de Mol eng darin verwickelt ist. "The Voice of Holland" wurde vom TV-Produzenten John de Mol entwickelt, das Format wurde inzwischen an Dutzende Länder verkauft. Außerdem war der beschuldigte Musiker Rietbergen der Lebensgefährte von John de Mols Schwester Linda. De Mol äußerte sich bisher nicht.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Linda de Mol ihre Beziehung zu Rietbergen nach 14 Jahren beendet. Die 57-jährige prominente TV-Moderatorin nahm zudem eine Auszeit von ihrer Arbeit. "Seit ein paar Tagen bin ich in einem schrecklichen Alptraum", schrieb sie auf ihrer Medien-Plattform Linda.nl.
Ihr Ex-Freund hatte zuvor zugegeben, dass er sexuelle Kontakte zu Frauen aus der TV-Show hatte. Er hatte sich entschuldigt und erklärt, er habe seine Machtposition unterschätzt. Er sei von einer gleichwertigen Beziehung ausgegangen. Erst jetzt sei ihm bewusst geworden, dass die Frauen "das vielleicht anders erlebt haben".
Rietbergen hatte auch erklärt, dass die Vorfälle schon ein paar Jahre zurück lägen. Er sei damals bereits von "meinem Auftraggeber" ermahnt worden und er habe damals alles seiner Frau gebeichtet und eine Therapie gemacht. Linda aber erklärte, dass sie von allem nichts gewusst habe./ab/DP/ngu
Quelle: dpa-AFX