WIEN (dpa-AFX) - Die neue Romy Schneider ist Dominique Devenport, der neue Karlheinz Böhm ist Jannik Schümann. Am 12. Dezember startet die Miniserie "Sisi" beim Streamingdienst RTL+ (später soll sie auch im RTL
Im neuen Sechsteiler verkörpert Devenport (25) die legendäre Herzogin Elisabeth in Bayern, die zu Elisabeth von Österreich und später von Österreich-Ungarn wird und heut gemeinhin als Sisi/Sissi bekannt ist.
Devenport, die neuerdings Teil des Ensembles am Volkstheater Rostock ist und dort derzeit als "Rapunzel" auf dem Spielplan steht, wurde in Luzern in der Schweiz geboren (und nicht in Wien wie einst Romy).
Der gebürtige Hamburger Schümann mimt den durchaus auch brutalen Kaiser Franz Joseph I. sehr adrett und angemessen zwiespältig.
"Seine Emotionen wurden ein Leben lang durch militärische Erziehung unterdrückt", sagt der 29-Jährige über Franz, der bis 1916 fast 70 Jahre in Wien herrschte. "Den Spagat hinzubekommen zwischen emotionslos und düster auf der einen und liebenswert und unschuldig auf der anderen Seite, sehe ich als meine größte schauspielerische Herausforderung." Operation durchaus gelungen.
Devenport will Sisi als Mensch zeigen: "eine junge Frau mit großen Träumen und starken Gefühlen, für ihre eigenen Werte kämpfend".
Sisis Mutter Ludovika wird von Julia Stemberger gespielt, die damit in die Fußstapfen von Romys Mutter Magda Schneider tritt. Und Desirée Nosbusch mimt deren kühle Schwester, Erzherzogin Sophie, die Mutter des Kaisers, was einst die unnachahmliche Vilma Degischer erledigte.
"Sisi"-Folge Nummer eins: Der junge Monarch soll 1853 in Ischl im Salzkammergut mit seiner Cousine verkuppelt werden. Erst denken seine Mutter und die Schwester an Helene. Doch der Kaiser hat keine Augen für Néné (Pauline Rénevier), sondern für die jüngere Elisabeth. In Folge zwei folgt Sisi ihrem Verlobten heimlich in einen Puff, um sich dort von einer Prostituierten in Sachen Sex beraten zu lassen. Man merkt: Die Serie ist ganz anders als der farbenfrohe Kitsch der 50er.
Hier erheitert kein depperter Major Böckl (Josef Meinrad) die Zuschauer. Stattdessen denkt der Habsburgermonarch immer wieder an einen Fluch, den ihm die Frau eines Hinrichtungsopfers einst entgegengeschleudert hat ("Himmel und Hölle sollen dein Glück vernichten", "Die, die du liebst, sollen elend zugrundegehen").
Die echte Sisi wurde bekanntlich 1898 Opfer eines Attentats in Genf, ihr gemeinsamer Sohn mit dem Kaiser, Rudolf, war depressiv und nahm sich 1889 das Leben.
Regisseur Sven Bohse (44) machte schon mit der Familienserie "Ku'damm 56" (auch '59) auf sich aufmerksam - und auch mit Krimis wie einem Kieler "Tatort" und dem Mehrteiler "Das Geheimnis des Totenwaldes". In Cannes feierten Kritiker die neue "Sisi"-Serie (Drehbuch Elena Hell und Robert Krause) bei der weltgrößten Fernsehmesse Mipcom.
Die Produktion fügt sich gut ein in die opulenten Kostümschinken des internationalen Bewegtbildmarktes der vergangenen Jahre mit Erfolgen wie "Downton ABBEY" oder "Bridgerton". Adel- und Monarchie-Fans werden aber die Garderobe und Drehorte bemängeln ob mangelnder Authentizität.
Vier Monate wurde im Sommer gedreht, etwa in Vilnius (Litauen) und Riga (Lettland), aber auch in Österreich und Deutschland, wo die Würzburger Residenz und das Berchtesgadener Land als Kulisse dienten. Schon im 50er-Jahre-Film war das Zuhause von Sissi nicht das echte Schloss Possenhofen am Starnberger See. Als Gebäude der Familie des Herzogs Max von Bayern (damals Gustav Knuth, heute Marcus Grüsser), diente Schloss Fuschl im Salzkammergut, das heute ein Luxushotel ist.
Ende der 50er lehnte Romy Schneider einen vierten "Sissi"-Spielfilm ab - trotz Millionengage. Die Rolle klebe an ihr wie Grießbrei, beschwerte sich die junge Schauspielerin. Bei der RTL-Historienserie wurde jetzt schon vor Beginn der Veröffentlichung eine zweite Staffel in Auftrag gegeben.
"Sisi" hat von Look und Musik her das Zeug dazu, zum RTL-Gegenstück für den Netflix
Quelle: dpa-AFX