BERLIN (dpa-AFX) - Der Finanzaufsicht Bafin sind mittlerweile fast 500 private Geschäfte ihrer Mitarbeiter mit Bezug zum Skandalunternehmen Wirecard
Der inzwischen insolvente frühere Dax
Die Bafin prüft derzeit private Börsengeschäfte ihrer Mitarbeiter, bei denen der Kurs der Wirecard AG eine Rolle spielte, also zum Beispiel Kauf oder Verkauf von Aktien des Unternehmens. Im Raum steht der Verdacht, dass Mitarbeiter der Finanzaufsicht einen möglichen Informationsvorsprung zum privaten Vorteil genutzt haben könnten.
495 private Geschäfte wurden der Bafin inzwischen von Anfang 2018 bis zum 30. September 2020 gemeldet, hinzu kommen zwei Geschäfte im Jahr 2017. 88 Geschäfte wurden 2018 abgewickelt, 137 im Jahr 2019 und im ersten Halbjahr 2020 insgesamt 265, davon 106 im Juni - dem Monat, in dem Wirecard Insolvenz anmeldete und viele Aktionäre ihre Papiere in Panikverkäufen abstießen. Beteiligt waren insgesamt 85 Bafin-Mitarbeiter. Für Juli und August sind bislang nur fünf private Geschäfte mit Wirecard-Bezug bekannt.
Der FDP-Abgeordnete Schäffler erklärte: "Es ist erschütternd, was bei der Finanzaufsicht alles ans Tageslicht kommt. Ein Ende scheint hier nicht in Sicht." Die Bafin gehe mit Verhaltensregeln für die eigenen Mitarbeiter zu lasch um.
Das Amtsgericht München hat die erste Gläubigerversammlung für Mittwoch und Donnerstag kommender Woche angesetzt, wie das Gericht am Freitag mitteilte. Dort wird Insolvenzverwalter Michael Jaffé berichten, wie sich die Lage aus seiner Sicht darstellt. Nach den bisherigen Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft könnte das Wirecard-Management kreditgebende Banken und Investoren mit Hilfe falscher Bilanzzahlen um über drei Milliarden Euro geprellt haben. Nicht eingerechnet sind dabei die immensen Kursverluste der Wirecard-Aktie.
Und auch der in Untersuchungshaft sitzende Ex-Vorstandschef Markus Braun wird kommende Woche einen semiöffentlichen Auftritt haben: Er soll im Untersuchungsausschuss des Bundestags aussagen./hrz/DP/jha
Quelle: dpa-AFX