BONN (dpa-AFX) - Wegen Warnstreiks bei der Deutschen Post
Ein Post-Sprecher sprach von 13 800 Warnstreik-Teilnehmern. 17 Prozent der durchschnittlichen Paket-Tagesmenge und 10 Prozent der Briefe seien betroffen. Absolute Zahlen zu Paketen und Briefen nannte die Post nicht. Die Prozentwerte sind bundesweite Durchschnittswerte. Es wurde nur ein Teil der Standorte bestreikt - dort dürfte der Ausfall-Schnitt höher gelegen haben.
In dem Tarifkonflikt fordert Verdi 15 Prozent höhere Entgelte für die rund 160 000 Tarifbeschäftigten in dem Konzernbereich Post & Paket Deutschland und begründet das unter anderem mit der hohen Inflation.
Der Post ist das viel zu viel. In der nächsten Tarifrunde am 8. und 9. Februar will das Unternehmen ein eigenes Angebot vorlegen. Die Post argumentiert, dass sie Geld für Investitionen brauche, um das Sendungsnetz zu modernisieren und die Arbeitsplätze dadurch langfristig zu sichern. Stiegen die Personalkosten zu stark, würden Finanzmittel für solche dringend benötigten Investitionen fehlen, warnt das Management. Verdi ist hingegen der Ansicht, dass eine Lohnanhebung um 15 Prozent "notwendig, gerecht und machbar" sei.
In dem Tarifstreit verweist die Gewerkschaft auf die gestiegenen Gewinne, die die Post in der vergangenen Zeit verbucht hat. Diese Argumentation sieht die Post allerdings kritisch. "Der häufig angeführte Konzerngewinn wird zum übergroßen Teil mittlerweile im internationalen Geschäft erwirtschaftet", sagt ein Firmensprecher. "Trotzdem wollen wir auch weiterhin in unser deutsches Post- und Paketgeschäft investieren, das jedoch die dafür notwendigen Investitionen nicht mehr selbst erwirtschaften kann."
Für 2022 rechnet die Post konzernweit mit dem höchsten Betriebsgewinn (Ebit) ihrer Firmengeschichte (8,4 Milliarden Euro). Allerdings liegt das vor allem an boomenden Fracht- und Express-Geschäften weltweit. Im Bereich Post & Paket Deutschland hat die Firmenspitze für 2022 hingegen einen sinkenden Betriebsgewinn (Ebit) prognostiziert (1,35 Milliarden Euro). Grob gesagt ein Sechstel davon wird also mit Briefen und Paketen in Deutschland erzielt, der Personalanteil dieses Bereichs liegt im Konzern aber nur bei knapp einem Drittel (187 000 von 590 000).
Bereits in der vergangenen Woche hatte es Warnstreiks gegeben, die zweite Warnstreik-Welle begann am Donnerstag. Die Pakete und Briefe, die seit Donnerstag wegen des Arbeitsausstandes nicht weiterbefördert wurden, sollen "in der kommenden Woche" beim Adressaten ankommen, hieß es von der Post. Die Warnstreiks sollen mancherorts auch am Samstag weitergehen./wdw/DP/ngu
Quelle: dpa-AFX