FRANKFURT (dpa-AFX) - Der geplante Abbau Tausender Stellen bei der Commerzbank
Unverständnis äußerte Wittmann darüber, dass sich der Vorstand durch Medienberichte gezwungen sah, die Eckpunkte der künftigen Strategie am Donnerstag vorzeitig zu veröffentlichen. "Man hat den Eindruck, es ist diesem Vorstand völlig egal, was das mit den Beschäftigten macht", kritisierte der Gewerkschaftsvertreter, der Mitglied des Commerzbank-Aufsichtsrates ist.
Der Commerzbank-Vorstand mit dem seit Januar amtierenden Konzernchef Manfred Knof will von den zuletzt gut 39 600 Vollzeitstellen (Stand Ende September) bis 2024 weltweit rund 10 000 streichen. Kurz nach Weihnachten hatten sich Management und Betriebsräte bereits auf den Abbau von 2300 Vollzeitstellen geeinigt. In einigen Bereichen, etwa in der IT, könnte die Bank gleichzeitig Personal aufbauen, so dass der gesamte Abbau unter dem Strich geringer ausfallen könnte. Dazu machte der Vorstand aber bisher keine Angaben.
"Ihr könnt mir glauben, auch ich hätte mir einen anderen Weg gewünscht", schrieb Vorstandschef Knof in einem internen Schreiben an die Belegschaft, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. "Denn ich weiß, dass Ihr alle daran gearbeitet habt, die Commerzbank wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Und ich weiß, dass Euch allen in den vergangenen Jahren bereits viel abverlangt wurde." Es gebe jedoch "jetzt die Chance, die Zukunft der Commerzbank selbst zu gestalten und eigenständig zu bleiben". Knof versicherte: "Wir werden alles dafür tun, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden."
Die Gewerkschaft Verdi fordert mehr Zeit zur Umsetzung der Sparpläne. "Solch ein massiver Stellenabbau ist in dieser Kürze nicht akzeptabel und eine Gefahr für die Stabilität der Bank", sagte Wittmann. "Wir halten die in der neuen Strategie vorgesehene Zeitschiene für den Personalabbau bis Ende 2023 für viel zu kurz."
Das Filialnetz in Deutschland mit derzeit 790 Standorten will der Vorstand auf 450 fast halbieren. Gemeinsam mit der Online-Tochter Comdirect, die gerade in den Konzern integriert wird, will die Commerzbank verstärkt auf digitale Angebote setzen.
Mit dem harten Sparkurs, der sich bereits im vergangenen Jahr angedeutet hatte, will das teilverstaatlichte Institut die Kosten deutlich drücken. Bis 2024 sollen sie im Vergleich zum Jahr 2020 um 1,4 Milliarden Euro sinken. Kosten wird der Konzernumbau 1,8 Milliarden Euro. Die Hälfte dieser Restrukturierungskosten sind bereits verbucht.
Der Aufsichtsrat befasst sich in einer Sondersitzung am kommenden Mittwoch (3.2.) mit den Plänen, danach will der Vorstand den künftigen Kurs festzurren. "Inhaltlich können wir diese Strategie weitgehend mittragen, weil sie vom Zielbild richtig ist", sagte Verdi-Vertreter Wittmann. Mit 450 Filialen bleibe die Commerzbank wie gefordert in der Fläche präsent. Auch im Firmenkundengeschäft deute sich nun die richtige Akzentsetzung an, sagte Wittmann: Statt die Bank international zu einem großen Spieler in diesem Segment zu machen, wolle sich das Management jetzt im Auslandsgeschäft darauf konzentrieren, deutsche Firmenkunden dort zu unterstützen.
Der Staat ist seit der Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise 2008/2009 größter Aktionär der Commerzbank. Aus Sicht von Linke-Parteichef Bernd Riexinger muss das Vorgehen der Commerzbank der Bundesregierung eine Lehre sein. "Die Weigerung der Regierung, für mit Steuergeld gerettete Unternehmen und ihre Beschäftigten auch Verantwortung zu übernehmen, rächt sich einmal wieder." Die Bundesregierung müsse aus solchen Erfahrungen Konsequenzen ziehen und Geld nur noch mit klaren Bedingungen zur Unternehmenspolitik oder in Form von stimmberechtigten Anteilen an gefährdete Unternehmen geben.
Das Bundesfinanzministerium äußerte am Freitag in Berlin, es sei Aufgabe des Vorstands, die strategische Ausrichtung der Bank zu entwickeln und den Aufsichtsrat zu unterrichten. Der Bund achte die Zuständigkeit der Organe der Aktiengesellschaft./ben/DP/jha
Quelle: dpa-AFX