MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Wandel im Automobilsektor zu Elektrofahrzeugen hat auch die Zulieferbranche fest im Griff - aus Sicht mancher Experten muss die deutsche Industrie indes aufpassen, auf dem Weltmarkt nicht abgehängt zu werden. So haben laut einer Studie der Unternehmensberatung PwC asiatische Autozulieferer ihren Weltmarktanteil im vergangenen Jahr deutlich auf 43 Prozent ausbauen können. Umsatzrückgänge hätten bei deutschen Zulieferern wichtige Eigenkapitalreserven aufgezehrt, die für die Transformation dringend nötig wären, sagte Branchenexperte Henning Rennert.
Die Umsätze der 80 weltweit größten Autozulieferer fielen nach Angaben von PwC Strategy& im Krisenjahr 2020 um zwölf Prozent auf 783 Milliarden Euro, die der deutschen um elf Prozent auf 199 Milliarden. Der Weltmarktanteil von Robert Bosch, Continental
Dabei ist das Thema Transformation bei den Konzernen längst angekommen. Vor allem die Zulieferer für den Antriebsstrang hätten kräftig in neue Produkte investiert. Im Durchschnitt investierten deutsche Zulieferer 6,1 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung (FuE) - weit mehr als ihre Wettbewerber im übrigen Europa (4,8 Prozent), Amerika (3,6 Prozent) und Asien (3,8 Prozent).
Bei einer Branchenumfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA) sowie der Wirtschaftsberatung Deloitte gaben die befragten Konzerne an, sogar 15 Prozent ihres Gesamtumsatzes in Innovationen im Bereich Elektromobilität zu investieren. Ein Großteil der im Frühjahr dieses Jahres befragten Unternehmen geht demnach davon aus, dass zwischen 2023 und 2040 der Verbrenner vollständig von der Straße verdrängt sein wird. Bereits bis 2030 rechnen sie damit, dass Batteriefahrzeuge sich als neuer Technologiestandard durchgesetzt haben werden.
Doch andere Experten befürchten, dass europäische und deutsche Zulieferer ihre konkurrenzfähige Kostenstruktur schon seit einem Jahrzehnt aus dem Blick verloren hätten. Das könnte "zu einer teuren Hypothek im globalen Wettbewerb werden", sagte Studienautor Rennert.
Erst am Wochenende war die jüngste Übernahme auf dem Zulieferermarkt bekannt geworden: Die seit einigen Monaten zum Verkauf stehende Hella
Größe ist im Geschäft der Zulieferer sehr wichtig, da die Verhandlungsposition mit den Autoherstellern gestärkt wird. Die deutschen Konzerne Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen zählen zu den größten Autozulieferern weltweit.
Der Abschluss der Übernahme von Hella wird Anfang 2022 erwartet. Eine Arbeitsplatzgarantie will die Faurecia nicht geben - allerdings gebe es auch keine konkreten Pläne für einen Stellenabbau, so das Unternehmen. "Wir wachsen ganz stark. Wir werden Leute einstellen müssen", sagte Faurecia-Chef Patrick Koller./rol/maa/DP/jha
Quelle: dpa-AFX