FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank
Am Dienstag hatten etwa 50 Einsatzkräfte von Staatsanwaltschaft, Finanzaufsicht Bafin und Bundeskriminalamt (BKA) bis gegen 18.30 Uhr Räume in der Zentrale der Deutschen Bank Frankfurt sowie im benachbarten Gebäude der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS unter die Lupe genommen. Anlass nach Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt: Verdacht des Kapitalanlagebetrugs. Sichergestellt wurden nach Angaben der Behörde vom Mittwoch schriftliche Unterlagen und Datenträger.
Dem Vermögensverwalter DWS wird vorgeworfen, sogenannte grüne Finanzprodukte als "grüner" verkauft zu haben, als diese tatsächlich sind. Die DWS soll Angaben zu Nachhaltigkeit zu hoch angesetzt haben, in Wahrheit aber bei Themen wie Umwelt- und Klimaschutz nicht so weit fortgeschritten sein wie angegeben - "Greenwashing" also. Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen die frühere Nachhaltigkeitsbeauftragte der DWS, Desiree Fixler, mit öffentlicher Kritik an ihrem früheren Arbeitgeber im vergangenen Jahr.
"Das Verfahren richtet sich gegen bislang unbekannte Mitarbeiter und Verantwortliche der DWS", hatte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitgeteilt. Die Ermittlungen laufen nach Angaben der Behörde seit Mitte Januar 2022.
"Nach Prüfung haben sich zureichende tatsächliche Anhaltspunkte ergeben, dass entgegen der Angaben in Verkaufsprospekten von DWS-Fonds ESG-Faktoren nur in einer Minderheit der Investments tatsächlich berücksichtigt worden sind, in einer Vielzahl von Beteiligungen jedoch keinerlei Beachtung gefunden haben", erklärte die Staatsanwaltschaft. Damit steht der Vorwurf des Prospektbetrugs im Raum. ESG steht für "Environment, Social, Governance", auf Deutsch: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.
Wöhrmann, der 2018 als Chief Executive Officer (CEO) an die Spitze der DWS zurückgekehrt war, war in den vergangenen Monaten zusätzlich unter anderem deshalb unter Druck geraten, weil er Geschäftliches sowohl über seinen privaten E-Mail-Account als auch auch über den Messengerdienst Whatsapp kommuniziert haben soll - zwei Kanäle, die gegen interne Regeln verstoßen.
"Die Anschuldigungen, die in den letzten Monaten gegen die DWS und mich erhoben wurden, auch persönliche Angriffe und Drohungen, wie unbegründet oder unhaltbar sie auch sein mögen, haben Spuren hinterlassen. Sie waren sowohl für die Firma als auch für mich und vor allem für meine Angehörigen eine Belastung", schrieb Wöhrmann am Mittwoch in einer Mitteilung an die Belegschaft. "Daher habe ich mich schweren Herzens mit der Firma darauf geeinigt, als CEO zurückzutreten. Ich möchte sowohl der DWS als auch mir einen Neuanfang ermöglichen."
Wöhrmanns designierter Nachfolger Hoops war bei der Deutschen Bank zuletzt Leiter der Unternehmensbank. Der Diplom-Kaufmann arbeitet seit 2003 bei der Deutschen Bank und war dort zunächst im Vertrieb für festverzinsliche Wertpapiere tätig. 2008 wechselte Hoops in den Kredithandel in New York und hatte in den Folgejahren verschiedene leitende Funktionen im Kapitalmarktgeschäft in den USA und Deutschland inne. Seit Juli 2019 leitet Hoops die Unternehmensbank.
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing betonte, die Vermögensverwaltung sei und bleibe ein wichtiger Bestandteil des Geschäftsmodells des Konzerns: "Wir sind überzeugt, dass die DWS ihre Erfolgsgeschichte unter der Führung von Stefan Hoops fortschreiben wird."/ben/stk/DP/jha
Quelle: dpa-AFX