DÜSSELDORF/GRÜNWALD (dpa-AFX) - Im Kampf um den Handelskonzern Metro
Wie EPGC weiter mitteilte, soll durch ihr Übernahmeangebot der Anteil ihrer Metro-Beteiligung auf über 30 Prozent erhöht werden, "um zukünftig flexibler agieren zu können, ohne ein Pflichtangebot abgeben zu müssen". Es werde zudem keine Mindestannahmeschwelle geben.
Am Kapitalmarkt sorgten die Nachrichten zunächst für Begeisterung. Die im MDax notierte Metro-Stammaktie lag am Montagmorgen kurz nach Handelsbeginn knapp neun Prozent im Plus und sprang auf den höchsten Stand seit Juli. Mit dem Plus lag das Papier zudem klar an der Spitze des MDax. Im laufenden Jahr haben die Titel im Zuge des Corona-Crashes und der Probleme im Unternehmen aber fast 40 Prozent an Wert verloren und damit so viel wie kaum ein anderer deutscher Standardwert.
Kretinsky hatte seinen Anteil an Metro zuletzt im November 2019 von 17,5 Prozent auf 29,99 Prozent erhöht. Dabei übernahm der tschechische Milliardär den überwiegenden Anteil Haniels, der davor noch bei 15,2 Prozent gelegen hatte. Die Option, auch noch die restlichen Haniel-Anteile zu erwerben, bestehe fort, erklärte EPGC damals. Kretinsky und sein slowakischer Partner Patrik Tkac hatten den Metro-Aktionären im Sommer 2019 über die EPGC-Holding ein Übernahmeangebot gemacht, die Mindestannahmeschwelle aber verfehlt. Die Offerte lag damals bei 16 Euro pro Stamm- und 13,80 Euro pro Vorzugsaktie.
Die Metro-Spitze hatte sich gegen das Gebot gewehrt. Sie hatte erklärt, dass es das Unternehmen zu niedrig bewerte und nicht angemessen sei. Zugleich fürchtete sie, dass die eigene operative Flexibilität und die strategische Handlungsfähigkeit eingeschränkt werden könnten, da Kretinsky die Übernahme zu einem guten Teil mit Krediten finanzieren wollte.
Nicht nur das Management um den scheidenden Konzernchef Olaf Koch, sondern auch die beiden anderen Großaktionäre Beisheim und Meridian hatten sich gegen den Übernahmeversuch gestellt. Die beiden Gründer bündelten ihre Beteiligungen und bauten sie zu einer faktischen Sperrminorität aus. Gemeinsam kommen die beiden Gesellschaften auf gut 23 Prozent an Metro. Kretinskys Holding ist mit knapp 30 Prozent mittlerweile größter Aktionär.
In Industriekreisen wird davon ausgegangen, dass Kretinsky mit seinem neuen Angebot zum Mindestpreis nun ein paar weitere Aktien einsammeln will, um über 30 Prozent zu kommen. So würde EPGC ein neues, teureres Angebot umgehen - das wieder an der faktischen Sperrminorität von Beisheim und Meridian scheitern könnte. Nach dem Angebot könnte EPCG dann in aller Ruhe weitere Aktien hinzukaufen und seinen Einfluss ausweiten.
Das Analysehaus Jefferies spricht denn auch mit Blick auf den Preis und die fehlende Mindestannahmeschwelle von einem "schleichenden Übernahmeversuch". Die Meridian Stiftung und Beisheim Holding sollten die Offerte ablehnen, da sie deutlich unter dem Angebotspreis vom vergangenen Jahr liege. Ungeachtet dessen erwarten die Jefferies-Analysten um James Grzinic, dass EPGC nun weitere Metro-Aktien am freien Markt hinzukaufen dürfte als Teil seiner Übernahmestrategie.
Thilo Kleibauer vom Analysehaus Warburg Research geht davon aus, dass Kretinsky nach dem angekündigten Rückzug von Metro-Chef Koch einen weiteren Versuch wagen könnte, seinen Einfluss auf strategische Entscheidungen des Konzerns auszuweiten. Allerdings bleibe die Anteilseigner-Struktur komplex. Denn Metro steht an der Konzernspitze nach Jahren der Kontinuität eine große Veränderung ins Haus: Nach elf Jahren im Top-Management ist Schluss für Vorstandschef Koch, der seinen Posten freiwillig räumt. Seine Mission sei erfüllt, hatte der Manager kürzlich verkündet, er wolle seinen Vertrag vorzeitig auflösen.
Koch hat Metro nach und nach zum reinen Großhändler umgebaut. So trennte sich das Düsseldorfer Unternehmen 2015 nach mehreren Anläufen von seinem Warenhausgeschäft Galeria Kaufhof. Der Elektronikhändler Media-Saturn wurde abgespalten und unter dem Namen Ceconomy
Nun ist der Konzern auf der Suche nach einem neuen Spitzenmanager, bis Ende des Jahres will Koch den Konzern allerdings noch unterstützen. Die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Nachfrageeinbruch belasten auch das Geschäft des Handelskonzerns. Die Restaurant- und Hotelschließungen hatten nicht nur Gastronomen und Besitzern selbst zu schaffen gemacht sondern auch dem Großhändler. Seit Mitte März entwickelten sich Umsatz und Ergebnis negativ. Und bis der Außerhaus-Konsum auf Vorkrisenniveau laufe, dürfte es noch dauern, lauteten bereits die Schätzungen des Konzerns vor einiger Zeit./eas/zb/stk
Quelle: dpa-AFX