NEW YORK (dpa-AFX) - Nur wenige Monate nach der geplatzten Übernahme durch den US-Konzern Thermo Fisher Scientific scheint die Biotechnologie- und Diagnostikfirma Qiagen
An der Börse wich die anfängliche Freude der Anleger schnell, einige Analysten zeigten sich skeptisch. Der Qiagen-Kurs legte am Dienstagmorgen zunächst um knapp drei Prozent bis auf 46,20 Euro zu. Zuletzt kam die Aktie aber wieder zurück und notierte nur noch mit einem hauchdünnen Plus bei 45,01 Euro. Ein Händler merkte an, dass der Börsenwert von Quidel etwas geringer sei als der von Qiagen. Bei einem Zusammenschluss dürfte es sich daher eher um eine Fusion unter Gleichen handeln als um eine Übernahme.
Ähnlich argumentierte Analyst Ulrich Huwald. Aus der Perspektive von Quidel könnte es sinnvoll sein, die gegenwärtig hohe Bewertung zu nutzen, schrieb der Warburg-Experte. Mit Blick auf die Bewertung von Qiagen könnte aber auch ein Zusammenschluss unter Gleichen möglich sein, so der Branchenkenner. Die Commerzbank-Experten monierten, dass bei einem Zusammenschluss mit Quidel die Vorteile für Qiagen nicht klar seien.
Die Qiagen-Aktie hatte im vergangenen Jahr den Corona-Börsencrash im Frühjahr und im August die geplatzte Fusion bestens verdaut und binnen zwölf Monaten gut 40 Prozent hinzugewonnen. Ein wesentlicher Grund: Das Unternehmen gilt mit seinen Corona-Tests selbst als Profiteur der Pandemie.
Als solcher gilt auch Diagnostika-Spezialist Quidel, der ebenfalls Tests auf das Virus anbietet. Im Mai hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Konzern die erste Notfallgenehmigung für dessen Antigentest erteilt. Laut Bloomberg haben die Amerikaner nun einen ersten Annäherungsversuch in Richtung Qiagen unternommen. Die Überlegungen befänden sich aber in einem frühen Stadium, hieß es von der Nachrichtenagentur weiter. Es sei daher nicht sicher, ob eine entsprechende Vereinbarung zustande komme.
Quidel-Chef Doug Bryant wollte in einer schriftlichen Stellungnahme die Spekulationen ebenfalls nicht kommentieren. Ein möglicher Deal müsse aber auch strategisch zu den Amerikanern passen. Sein Unternehmen suche weiterhin nach Möglichkeiten, die seine weltweite Infrastruktur verbessern könnten und die seine Interessen am Digitalbereich und Telemedizin befriedigten.
Der US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientific hatte Qiagen im vergangenen Jahr für rund 10 Milliarden Euro übernehmen wollen. Obwohl die Amerikaner das Angebot noch anhoben scheiterte der Deal Anfang August an der mangelnden Unterstützung der Qiagen-Aktionäre.
Das MDax
Von Qiagen wird an diesem Dienstag nach dem Börsenschluss in den USA, wo das Unternehmen ebenfalls notiert ist, die Bilanz für das vergangene Jahr erwartet. 2020 hatte das Unternehmen wegen der gut laufenden Geschäfte seine Jahresziele mehrfach angehoben - zuletzt Mitte Dezember. Das Management um Konzernchef Thierry Bernard stellte ein Umsatzwachstum um 22 Prozent im Vergleich zu den 2019 erzielten rund 1,53 Milliarden Dollar in Aussicht. Der Gewinn soll zu konstanten Wechselkursen sowie vor Sondereffekten auf 2,13 bis 2,14 US-Dollar je Aktie (rund 1,76 Euro) steigen.
Für 2021 stellte Qiagen zuletzt ein Umsatzwachstum um 18 bis 20 Prozent bei einem bereinigten Gewinn je Aktie von 2,42 bis 2,46 Dollar in Aussicht, beides zu konstanten Wechselkursen./tav/mne/jha/
Quelle: dpa-AFX