RAUNHEIM (dpa-AFX) - An den deutschen Flughäfen drohen zum Beginn der Osterreisewelle erneute Warnstreiks der privaten Sicherheitskräfte. In der Nacht zum Freitag ist die fünfte Tarifverhandlungsrunde in Raunheim bei Frankfurt ohne Einigung beendet worden, wie Arbeitgeber und die Gewerkschaft Verdi berichteten.
Die Gewerkschaft will nun in ihrer Tarifkommission über das weitere Vorgehen beraten. Zu den Optionen könnten nach den Worten des Verhandlungsführers Wolfgang Pieper auch erneute Arbeitsniederlegungen gehören. Konkrete Termine nannte er nicht. Verdi hatte zuletzt am vergangenen Dienstag die Kontrolleure an neun deutschen Flughäfen zu ganztägigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Laut Flughafenverband ADV waren 756 Flüge ausgefallen und mehr als 100 000 Passagiere nicht wie geplant an ihr Ziel gekommen.
Die Verhandlungspartner haben zum Ende der Nachtsitzung vereinbart, in der Woche vom 4. bis zum 8. April in der dann sechsten Runde zu verhandeln. Erneute Streikaktionen könnten bereits den anlaufenden Osterreiseverkehr treffen. In Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein beginnen die Schulferien bereits am Montag, dem 4. April, so dass zumindest im Norden ab Freitag, 1. April, mit verstärkter Reisetätigkeit zu rechnen ist. Die meisten übrigen Länder folgen am Wochenende darauf.
Verdi fordert für die rund 25 000 Beschäftigten, den Stundenlohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten um mindestens einen Euro zu erhöhen. Zudem soll es bundesweite Angleichungen auf dem höchsten Regionalniveau aus Baden-Württemberg sowie vereinheitlichte Tarifgruppen geben. Dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) zufolge würde dies für einzelne Beschäftigte bis zu 40 Prozent mehr Gehalt bedeuten. Die Arbeitgeber haben Erhöhungen in vier Stufen bei einer längeren Laufzeit vorgeschlagen. Nach ihren Angaben würde es für einzelne Gruppen bis zu 25 Prozent mehr Geld geben.
Mit Ausnahme Bayerns werden an den Flughäfen die Kontrollen der Fracht, der Passagiere und des Personals von privaten Dienstleistern durchgeführt, die von der Bundespolizei mit dieser hoheitlichen Aufgabe beauftragt sind. Die ohne Urabstimmung durchgeführten und flächendeckenden Streiks hatten bei den betroffenen Flughäfen und Airlines für empörte Reaktionen gesorgt.
Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) verlangte vom Staat eine Neuordnung der Sicherheitskontrollen. Die bestehende Organisationsstruktur mache alle Beteiligten, den Bund als Auftraggeber wie auch die Passagiere, die ohne Kontrollen ihren Flug nicht antreten können, erpressbar. Für die Gewerkschaft der Polizei (GdP) schlug Vorstandsmitglied Arnd Krummen vor, die Kontrollen wieder zu verstaatlichen. Die Kontrolleure könnten bei einer "Anstalt öffentlichen Rechts" angestellt werden, die unter der Aufsicht der Bundespolizei stehen würde, sagte er dem Fachportal "airliners.de"./ceb/DP/ngu
Quelle: dpa-AFX