HANNOVER (dpa-AFX) - IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hat großen Unternehmen vorgeworfen, die Corona-Krise für die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland auszunutzen. Als Beispiele nannte er am Dienstag in Hannover die Autozulieferer Schaeffler
Conti etwa will unter dem Druck des Umbruchs in der Autoindustrie zu alternativen Antrieben und Vernetzung sowie der Corona-Absatzkrise weltweit 30 000 Stellen "verändern", davon 13 000 in Deutschland. Zwar werden Mitarbeiter dabei auch weiterqualifiziert, parallel jedoch ebenso Stellen gestrichen oder verlagert. Schaeffler will bis Ende 2022 rund 4400 Arbeitsplätze abbauen und ganze Werke schließen oder zum Verkauf anbieten.
Der IG-Metall-Chef warnte vor der Gefahr einer neuen Massenarbeitslosigkeit. Der Bezirksleiter der Gewerkschaft für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger, erklärte: "Es gibt Betriebe, die gut ausgelastet sind, in denen Beschäftigte Überstunden machen, um die vergangenen Monate aufzuholen. Viele Betriebe hingegen sind immer noch in der Kurzarbeit, die Aufträge bleiben aus, und Arbeitslosigkeit droht."
Zwar habe die Kurzarbeit in der Krise etlichen Firmen Entlastung geboten. Allerdings seien auch langfristige Lösungen notwendig, um die "Unterauslastung im Strukturwandel ohne Massenentlassungen bewältigen zu können", betonte Gröger. In zahlreichen Unternehmen könnten künftig 10 bis 15 Prozent des bisherigen Arbeitsvolumens wegfallen.
Als mögliche Abhilfe sehen Gröger und Hofmann eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf vier Tage. So etwas müsse jedoch auch für Beschäftigte mit ohnehin niedrigem Lohn infrage kommen können. "Deshalb werden die Arbeitgeber sich an der finanziellen Abfederung beteiligen müssen", sagte Gröger. Dies sowie Entgeltfragen sollen Themen der Tarifkommissionen vor den bevorstehenden Verhandlungen in der Branche sein./höz/DP/nas
Quelle: dpa-AFX