ZÜRICH/BERLIN (dpa-AFX) - Die Schweizer Großbank UBS
Die Schweizerische Nationalbank und die Schweizer Aufsicht Finma organisieren dem Bericht zufolge die Gespräche, um das Vertrauen in den Bankensektor des Landes zu stärken. Die Aufsichtsbehörden hätten den US-amerikanischen und britischen Amtskollegen mitgeteilt, dass eine Fusion der beiden Banken ihr "Plan A" sei. Darüber hinaus würden weitere Optionen beraten. Die Schweizerische Nationalbank wolle eine unkomplizierte Lösung vor Öffnung der Märkte am Montag finden. Die "Financial Times" schreibt, es gebe keine Garantie, dass eine Einigung erzielt werde. Die Bank of England und die US-Notenbank Federal Reserve lehnten dem Blatt zufolge eine Stellungnahme ab.
Die schlingernde Großbank Credit Suisse hatte zuletzt unter erheblichem Vertrauensverlust der Anleger gelitten. Der Aktienkurs war auf ein Rekordtief gefallen, nachdem der größte Investor der Bank die Bereitstellung von weiterem Kapital ausgeschlossen hatte und das Institut weiter mit Geldabflüssen zu kämpfen hatte. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellte dann dem Institut Kredite bis zu 50 Milliarden Franken (knapp 51 Mrd Euro) zur Verfügung. Für die Notenbank, Finanzaufsicht und Regierung geht es auch darum, eine allgemeine Bankenkrise zu verhindern.
Eine vollständige Fusion würde eines der größten systemrelevanten Finanzinstitute in Europa schaffen. Die Bilanzsumme der UBS - der größten Schweizer Bank - belief sich 2022 auf umgerechnet 1 030 Milliarden Euro, die der Credit Suisse auf umgerechnet 535,44 Milliarden Euro. Die UBS hatte 2022 einen Gewinn von 7,6 Milliarden Dollar (aktuell 7,07 Mrd Euro) erwirtschaftet. Credit Suisse wies dagegen einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken (7,4 Mrd Euro) aus.
Im gesamten vergangenen Geschäftsjahr hatten Kunden der Credit Suisse Vermögen von rund 123 Milliarden Franken abgezogen. Der Börsenwert der Bank sackte in den vergangenen zwölf Monaten um rund zwei Drittel auf knapp neun Milliarden Franken ab. Zu Glanzzeiten Mitte der Nullerjahre war die Bank mehr als 110 Milliarden Franken wert.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht nach dem Zusammenbruch des Start-up-Finanzierers Silicon Valley Bank, mit dem das Bankenbeben begann, und den Turbulenzen rund um die Credit Suisse keine Gefahr einer neuen großen Krise in Deutschland und Europa - und keine Konsequenzen für deutsche Sparer. Das Geldsystem sei nicht mehr so fragil wie vor der Finanzkrise. Die Einlagen seien sicher, hatte er kürzlich dem "Handelsblatt" gesagt.
Auch der FDP-Fraktionschef im Bundestag, Christian Dürr, betonte: "Die Sicherungsmechanismen sind heute bessere als vor 15 Jahren." Mit Blick auf die jüngste Leitzinserhöhung im Euroraum sagte er, die Europäische Zentralbank sei unabhängig und der Geldwertstabilität verpflichtet. "Die Stabilität des Geldes ist unglaublich wichtig für das Vertrauen in die Volkswirtschaft und Haushalte. Das zu ignorieren, weil einzelne Banken schlecht gewirtschaftet haben, wäre ein großer Fehler", sagte Dürr der "Mediengruppe Bayern".
Die Bürgerbewegung Finanzwende forderte Finanzminister Christian Lindner (FDP) auf, die Finanzmärkte strenger zu regulieren. Es sei endlich ein stabiles Finanzsystem nötig, wie es seit 15 Jahren versprochen werde, heißt es nach Angaben des Vereins in einer am Samstag von ihm gestarteten Petition. Darin fordert Finanzwende eine Vollendung der europäischen Bankenunion, die Einführung eines Trennbankensystems und einer Finanztransaktionssteuer sowie die Regulierung der Schattenbanken. "Nach der Finanzkrise 2008 sollten eigentlich strenge Regeln für Banken geschaffen werden", sagte Finanzwende-Vorstand Gerhard Schick. Die Regulierung der Finanzmärkte sei den Herausforderungen unserer Zeit aber nicht gewachsen./mrd/sl/DP/zb
Quelle: dpa-AFX