KARLSRUHE (dpa-AFX) - Hohe Belastungen im Netzgeschäft sowie die strauchelnde Gas-Tochter VNG lassen den Energieversorger EnBW
Die Überlegungen der Bundesregierung seien grundsätzlich nachvollziehbar, sagte EnBW-Finanzchef Thomas Kusterer. Es komme aber auf die konkrete Ausgestaltung an. Er verwies darauf, dass abgeschöpfte Gewinne bei den Investitionen fehlen und so den Fortschritt der Energiewende ausbremsen dürften. "Darüber hinaus hätte eine rückwirkende Anwendung möglicherweise erhebliche Auswirkungen auf das Vertrauen in- und ausländischer Investoren in den Wirtschaftsstandort Deutschland", sagte der Manager. Ähnlich hatte sich tags zuvor auch RWE
Nach EnBW-Angaben sind die Auswirkungen wegen der laufenden Diskussion noch nicht final zu bewerten, auch deshalb senkte der Vorstand seine Jahresziele. Beim bereinigten operativen Ergebnis (bereinigtes Ebitda) erwartet das Management nun lediglich im besten Fall, knapp das Vorjahresergebnis erreichen zu können. Die neue avisierte Spanne liegt bei 2,7 bis 2,9 Milliarden Euro. Eigentlich hatte EnBW mit einem operativen Gewinnwachstum von zwei bis sieben Prozent im Vergleich zu den 2021 erzielten 2,96 Milliarden Euro gerechnet.
Zu EnBW gehört auch der Gasversorger VNG, die Nummer drei am deutschen Markt. Das Unternehmen aus Leipzig war wegen der Energiekrise in finanzielle Schieflage geraten und hatte im September Hilfe vom Staat beantragt. VNG beliefert nach eigenen Angaben 400 Stadtwerke- und Industriekunden. Ähnlich wie der Düsseldorfer Konzern Uniper
In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres konnten die Probleme durch eine positive Entwicklung im Bereich der Erneuerbaren Energien sowie im Handelsgeschäft noch ausgeglichen werden. Dabei halfen neben den höheren Marktpreisen auch neu in Betrieb genommene Solarparks und bessere Windverhältnisse. Vor allem die Belastungen aus dem Netzgeschäft werden in den kommenden Wochen und Monaten jedoch zunehmen und auf das Ergebnis drücken, wie EnBW weiter mitteilte.
So muss der Konzern momentan mehr für sogenannte Netzverluste zahlen. Dazu kommt es, weil bei der Übertragung von Energie Verluste entstehen. Netzbetreiber sind aber verpflichtet, Energienetze mit einer gewissen Grundspannung zu versorgen. Dafür wird dann auch Strom am Markt zugekauft. Dieser ist nach wie vor sehr teuer, was die Ergebnisse bei EnBW drückt. Sie werden in den Folgejahren aber mit einem Regulierungsmechanismus ausgeglichen.
Vor allem dank der hohen Energiepreise stieg der EnBW-Umsatz in den ersten neun Monaten mit fast 39,5 Milliarden Euro auf mehr als das Doppelte. Davon blieben als bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) mit 1,97 Milliarden Euro ähnlich viel hängen wie vor einem Jahr. Unter dem Strich verdienten die Karlsruher bis Ende September gut 163 Millionen Euro, nach einem Verlust von 26,6 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Damals belasteten Abschreibungen auf Kohlekraftwerke./lew/tav/jha/
Quelle: dpa-AFX