FRANKFURT (dpa-AFX) - Beflügelt von Hoffnungen auf einen globalen Konjunkturaufschwung und eine Eindämmung der Corona-Pandemie hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag Rekordhöhen erklommen. Der Dax knackte am Nachmittag erstmals die Marke von 14 000 Punkten und stieg bis auf einen Höchststand von 14 007,47 Zählern. Zwar sank der deutsche Leitindex gleich wieder unter die vielbeachtete Marke, endete aber dennoch mit einem soliden Gewinn von 0,55 Prozent bei 13 968,24 Punkten.
Auch die Börsenbarometer aus der zweiten und dritten Reihe, der MDax und der SDax , verbuchten Rekordstände. Der Index für mittelgroße Werte schaffte es bis auf 31 299,46 Punkte und gewann letztlich 0,33 Prozent auf 31 224,28 Zähler. Der Nebenwerte-Index SDax stieg bis auf 15 286,07 Punkte und schloss 1,07 Prozent fester bei 15 278,37 Punkten.
Der EuroStoxx 50 legte um 0,31 Prozent auf 3622,42 Punkte zu. Der französische Cac 40 rückte um 0,70 Prozent vor und der britische FTSE 100 um 0,22 Prozent. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Handelsschluss 0,80 Prozent höher.
Auftrieb erhielten die Kurse vor allem von der Hoffnung aufzusätzliche Staatsausgaben durch Joe Biden. Der künftige US-Präsident dürfte nun mit weniger politischem Widerstand zu rechnen haben, denn nach derzeitigem Stand haben die Demokraten nun auch die Kontrolle über den US-Senat gewonnen - und damit über den kompletten Kongress. Zudem halfen starke Auftragseingänge für die deutsche Industrie im November sowie die Zulassung eines zweiten Corona-Impfstoffs in der Europäischen Union. Zusätzlich positive Impulse kamen nachmittags von weiteren Kursgewinnen an der Wall Street.
Unter den Einzelwerten im Dax stachen HeidelbergCement mit einem Kursplus von 3,9 Prozent besonders positiv heraus. Die Aktie des Baustoffherstellers war bereits tags zuvor um gut 4 Prozent gestiegen. Die französische Großbank Societe Generale empfahl die Aktie mit Blick auf das US-Geschäft des Konzerns zum Kauf. Die Demokraten in den USA dürften Infrastrukturvorhaben vorantreiben, erwartet Analyst Xavier Marchand. Dabei verwies er darauf, dass rund 20 Prozent des Unternehmenswertes der Heidelberger auf diesen Bereich entfällt.
Bayer stiegen um 1,7 Prozent. Gemeinsam mit dem Tübinger Unternehmen Curevac will der Pharma- und Agrarchemiekonzern die Weiterentwicklung, Produktion und den Vertrieb eines Corona-Impfstoffes vorantreiben. Ein Kooperations- und Servicevertrag wurde abgeschlossen. Curevac profitierten von den gemeinsamen Plänen noch deutlich stärker und legten um rund 15 Prozent zu.
Delivery Hero verloren hingegen am Dax-Ende 2,9 Prozent. Der Essenslieferant hatte am Vorabend mitgeteilt, sich im Rahmen einer Barkapitalerhöhung brutto rund 1,2 Milliarden Euro an frischem Geld besorgt zu haben. Börsianer begründeten die Kursverluste auch mit Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktien in den vergangenen vier Wochen um fast 50 Prozent nach oben geschnellt waren und am Dienstag ein Rekordhoch erreicht hatten.
Aus der zweiten Reihe standen unter anderem die Anteile von Knorr-Bremse mit plus 1,6 Prozent im Blick. Sie kletterten nach einer frisch ausgesprochenen Kaufempfehlung der Bank of America (BofA) auf den höchsten Stand ihrer gut zweijährigen Börsengeschichte. Die Kion-Papiere , wie Knorr-Bremse von der BofA zum Kauf empfohlen, gewannen 4,9 Prozent.
Ein Rekordhoch erreichten zudem die Titel des Chemikalienhändlers Brenntag . Die Aktien des Windkraft-Anlagenherstellers Nordex kletterten mit plus 8 Prozent an die SDax-Spitze und erreichten den höchsten Stand seit Oktober 2016. Hier trieb nicht nur ein weiterer Großauftrag, sondern auch die Aussicht, dass der designierte US-Präsident Joe Biden in den kommenden Jahren Billionen Dollar in ein grünes Infrastrukturprogramm investieren will.
Der Euro gab nach und wurde zuletzt mit 1,2271 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,2376 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,55 Prozent am Vortag auf minus 0,56 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,16 Prozent auf 146,28 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,08 Prozent auf 177,38 Punkte./edh/he
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-AFX