FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich am Montag weiterhin nahe am Rekordniveau bei um die 17 000 Punkten gehalten. Allerdings bewegte sich der deutsche Leitindex zum Wochenstart wenig, nachdem er am Freitag knapp über dieser Hürde eine neue Bestmarke erreicht hatte. Nach den jüngsten Zinssignalen von US-Notenbankchef Jerome Powell dämpfen derzeit die starken Arbeitsmarktsignale aus den USA die Zinssenkungsfantasien vieler Investoren zusätzlich. Sie sprechen aber auch für konjunkturelle Stärke. Anleger können sich daher nicht für eine eindeutige Interpretation entscheiden.
Letztlich hielt sich der Dax mit minus 0,08 Prozent bei 16 904,06 Punkten stabil. Der MDax gab um 0,25 Prozent auf 25 588,30 Zähler nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx schloss mit plus 0,02 Prozent auf 4655,27 Punkte. Kaum verändert zeigten sich auch die Länderbörse in Paris und London. In den USA gab der Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa um 1,0 Prozent nach und auch die Nasdaq-Indizes schwächelten.
"Auf dem Börsenparkett wird weiter darüber gerätselt, woher die Stärke des US-Arbeitsmarktes kommt, und ob es sich dabei nicht vielleicht um das gleiche Phänomen handelt wie im vergangenen Jahr", erklärte Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Im Januar 2023 wurden ebenfalls eine halbe Million neue Stellen geschaffen, die sich jedoch in den Folgemonaten als saisonale Anomalie darstellten. Entsprechend erwartet er, dass das "Tauziehen zwischen Bullen und Bären" um die 17 000er Marke noch eine Weile fortdauern dürfte.
Die Experten von Index-Radar betonen zudem, dass es nach den US-Jobdaten klar sein dürfte, dass die Fed die Zinsen in nächster Zeit nicht senken werde. Sollte der US-Arbeitsmarkt so weiter brummen, werde selbst eine Zinssenkung im Mai unwahrscheinlich. Für Aktien müsse das aber nicht unbedingt negativ sein: "Eine starke Wirtschaft bedeutet auch, dass die Unternehmen derzeit gut verdienen und die Gewinnprognosen mindestens erfüllt werden."
Unternehmensseitig zogen Quartalsberichte, Dividenden-Ankündigungen und Übernahmegerüchte die Aufmerksamkeit auf sich und bewegten Einzelwerte zum Teil sehr stark. Im Dax setzten sich die Aktien von Beiersdorf mit plus 4,0 Prozent an die Spitze. Der Konsumgüterkonzern erhöht seine Dividende deutlich und kündigte ein Aktienrückkaufprogramm über 500 Millionen Euro an.
Der Essenslieferdienst Delivery Hero überraschte positiv mit vorläufigen Zahlen, womöglich um am Markt für etwas Beruhigung zu sorgen. die Aktie legte um 4,5 Prozent zu. Für das neue Geschäftsjahr wurde ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) in Aussicht gestellt, das die Erwartungen von Analysten übertraf. Am Freitag war der Aktienkurs um fast ein Viertel abgesackt. Sorgen, dass ein geplanter Verkauf von Geschäftsaktivitäten in Südostasien scheitern könnte, hatten belastet.
Im SDax schossen am Nachmittag die Anteile von Morphosys auf den höchsten Stand seit Juli 2021 und beendeten den Tag mit einem Plus von etwas mehr als 36 Prozent. Spekulationen über fortgeschrittene Übernahmeverhandlungen mit dem Schweizer Pharmakonzern Novartis waren der Grund. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte darüber unter Verweis auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet. Weder Novartis noch der Wirkstoffforscher wollten sich gegenüber der Agentur dazu äußern.
Ansonsten galt die Aufmerksamkeit Analystenstudien: Die Bank RBC stufte Adidas auf "Outperform" hoch, was Analyst Piral Dadhania unter anderem mit dem Trend für "Terrace"-Schuhe des Sportartikelherstellers begründete. Allerdings konnte die Aktie ihre deutlichen Tagesgewinne nicht halten und schloss nur 0,4 Prozent höher.
Nemetschek wurde von der UBS in einer Erstbewertung zum Kauf empfohlen. Analyst Michael Briest hob hervor, dass der Bausoftware-Hersteller sein Wachstum und seine Margen verbessere. Für diese Aktie ging es im MDax um 1,1 Prozent hoch.
Deutliche Kurssprünge gab es zudem unter den gering kapitalisierten Aktien von Synbiotic und Cantourage Group aus dem Cannabis-Bereich. Die bevorstehende Legalisierung in Deutschland, die die Papiere bereits am Freitag angeschoben hatte, trieb diese weiter an. Für beide ging es um jeweils etwas mehr als 30 Prozent nach oben. Marktexperte Andreas Lipkow sprach von "Momentum getriebenen Kursreaktionen mit einer extremen Korrekturgefahr."
Der Euro fiel zwischenzeitlich auf ein Tief seit Mitte November und kostete zuletzt 1,0735 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0746 (Freitag: 1,0883) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9305 (0,9188) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,19 Prozent am Freitag auf 2,29 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,51 Prozent auf 125,75 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,69 Prozent auf 134,06 Punkte./ck/jha/
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-AFX