FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor der Leitzinsentscheidung in der Eurozone herrscht am deutschen Aktienmarkt Zurückhaltung und Vorsicht. Nach dem siebentägigen Rekordlauf des Dax bis Ende der vergangenen Woche wurden Anleger vorsichtiger. Im frühen Geschäft ging es um 0,33 Prozent auf 17 657,08 Punkte abwärts. Am Freitag noch hatte der Dax bei etwas über 17 800 Punkten seinen bislang höchsten Stand erreicht.
Der MDax , der Index der mittelgroßen Unternehmen, verlor im frühen Handel 0,49 Prozent auf 26 032,82 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,19 Prozent auf 4906,35 Zähler nach.
"Es ist wieder EZB-Tag", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins anfassen werde, gelte zwar als ausgeschlossen, dennoch sei die Sitzung wichtig für die Kapitalmärkte. Besondere Beachtung dürften die aktualisierten Prognosen für Wachstum und Inflation in der Eurozone finden, denn daraus könne abgeleitet werden, ob die aktuell eingepreiste erste Zinssenkung im Juni eine realistische Option für die EZB sei. Gleichfalls bedeutend sei die Wortwahl von EZB-Präsidentin Christine Lagarde während der Pressekonferenz.
So wird die Zentralbank wohl den Leitzins zum vierten Mal in Folge unverändert beibehalten, nachdem sie ihn bis September vergangenen Jahres wegen der stark gestiegenen Inflation rasch und deutlich auf das aktuelle Niveau angehoben hatte. Seither hält die EZB still, während die große Frage zugleich lautet, wann die Zinsen wieder sinken werden. In den USA hatte erst am Vortag Fed-Chef Jerome Powell bekräftigt, dass man es mit Zinssenkungen nicht eilig habe.
Unternehmensseitig zählten im Dax die Aktien von Bayer mit minus 3,0 Prozent zu den Schlusslichtern. Sie litten darunter, dass das Analysehaus Bernstein Research seine Kaufempfehlung für die Papiere des Pharma- und Agrarchemieunternehmens strich und zudem das Kursziel deutlich von 50 auf 27 Euro zusammenkürzte.
Die Papiere von Continental gaben nach der Vorlage von Jahreszahlen und einem Ausblick auf 2024 um 3,1 Prozent nach. Börsianer bemängelten unter anderem, dass der für dieses Jahr erwartete Barmittelzufluss enttäusche, da die durchschnittliche Analystenschätzung am oberen Ende der vom Autozulieferer und Reifenhersteller angegebenen Spanne liegt.
Schwach zeigten sich außerdem die Anteile von Brenntag mit minus 2,6 Prozent. Der Chemikalienhändler blickt nach einem Umsatz- und Ergebnisrückgang vorsichtig auf 2024 und geht im schlechtesten Fall von einem leichten Rückgang des operativen Ergebnisses aus.
Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck hofft nach einer unerwartet langen Nachfrageflaute 2023 dagegen auf einen besseren Lauf in diesem Jahr. Er will schrittweise zum Wachstum zurückkehren, was der Aktie ein Plus von 1,1 Prozent bescherte.
Im MDax brachen Hugo Boss um rund 17,5 Prozent ein und im SDax GFT Technologies um 9 Prozent. Beim Modehändler Boss verwiesen Analysten auf das hinter den Erwartungen zurückgebliebene Umsatz- und Ergebnisziel. Ähnliches sagten die Experten über das Zahlenwerk des IT-Dienstleisters. Beim Ausblick kam die Prognose für das Vorsteuerergebnis zudem nicht gut an./ck/mis
Quelle: dpa-AFX