FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor wichtigen Konjunkturdaten halten sich die Anleger am Dienstag mit Engagements am deutschen Aktienmarkt zurück. Obendrein hatten die großen Börsenindizes in den USA am Vortag zwar erneut Höchstmarken erreicht, diese aber bis Handelsende nicht halten können und waren zum Teil in negatives Terrain gerutscht.
Der Dax sank wieder unter die Marke von 17 000 Punkten, die er zum Wochenstart überwunden hatte. Zuletzt verlor er 0,61 Prozent auf 16 933,82 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte sank um 0,58 Prozent auf 25 945,18 Punkte. Der EuroStoxx 50 , der Leitindex der Euroregion, büßte 0,66 Prozent auf 4715,20 Zähler ein.
Am späteren Vormittag werden konjunkturseitig zunächst das deutsche ZEW-Wirtschaftsbarometer veröffentlicht. Am Nachmittag rücken die noch stärker beachteten US-Verbraucherpreise in den Fokus. Die Inflationsdaten der weltgrößten Volkswirtschaft gehören neben den US-Arbeitsmarkt- und anderen wichtigen US-Wirtschaftsdaten zu den wesentlichen Kennziffern, die die US-Notenbank Fed für ihre Zinsentscheidungen zugrunde legt. Der Markt rechnet inzwischen mehrheitlich mit einer ersten Leitzinssenkung im Mai.
Im Dax setzte die Rheinmetall-Aktie ihren Rekordlauf fort, kletterte bis auf 365,20 Euro und gewann zuletzt 4,0 Prozent. CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter forderte in der "Süddeutschen Zeitung" eine Verdreifachung des Bundeswehr-Sondertopfs auf 300 Milliarden Euro, um die Bundeswehr konkurrenzfähig zu machen. Hensoldt gewannen im MDax im Gefolge 2,8 Prozent. Ein Sprecher der Unionsfraktion sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Der Vorschlag von Herrn Kiesewetter ist nicht Meinung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion."
Schwächster Dax-Wert war das SAP-Papier mit minus 2,0 Prozent. Hier wurden Gewinne mitgenommen, nachdem die Aktie des Softwareherstellers seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent gestiegen war und am Sonntag überraschende Veränderungen im Aufsichtsrat bekannt gegeben wurden.
Der Anteilsschein des Waferherstellers Siltronic sackte um 6,6 Prozent ab. Wegen einer anhaltend schwachen Nachfrage erwartet der MDax-Konzern einen deutlichen Rückgang des operativen Gewinns. Der Umsatz dürfte zugleich in etwa stagnieren, die Höhe der Abschreibungen sich verdoppeln. Ein Händler sprach von einer "großen Enttäuschung", da 2024 keine Besserung zu erwarten sei und obendrein die Dividende für 2023 deutlich gekürzt wurde.
Im SDax ragten Norma Group und Thyssenkrupp Nucera heraus. Der Verbindungstechnik-Spezialist Norma überraschte positiv mit seinem Schlussquartal, auch wenn er da die wochenlangen Streiks bei US-Fahrzeugherstellern zu spüren bekommen hatte. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis fiel dennoch besser als erwartet aus. Die Aktie machte daraufhin mit plus 6,0 Prozent einen Teil ihrer deutlichen Verluste, die sie wieder seit Februar erlitten hatte, wett. Im Januar war das Papier zeitweise sogar auf ein Mehrjahrestief gesackt.
Thyssenkrupp Nucera bauten ihre Erholungsgewinne vom Vortag nach vorgelegten Zahlen aus und stiegen um 2,2 Prozent. Der Elektrolyse-Spezialist wuchs im ersten Geschäftsjahresquartal erneut kräftig.
Außerhalb der Dax-Familie ging es für die Tui um 2,6 Prozent hoch. Der weltgrößte Reisekonzern sieht sich dank einer wachsenden Urlaubsnachfrage auf Kurs zu Geschäften wie vor der Corona-Pandemie. In den Fokus dürfte hier aber auch die Hauptversammlung rücken, da die Aktionäre über den Abschied von der Börse in London abstimmen. Sollte sich die erforderliche Mehrheit dafür aussprechen, würde die Hauptnotierung wieder in Frankfurt sein und die Aktie hätte Chancen auf eine baldige Rückkehr in den MDax./ck/jha/
Quelle: dpa-AFX