BOCHUM (dpa-AFX) - Deutschlands größtem Wohnimmobilienkonzern Vonovia
Die Entwicklung der Immobilienwerte von Vonovia sei auch im zweiten Quartal rückläufig gewesen, teilte der Dax-Konzern
"Wir sehen vorsichtige Zeichen der Marktstabilisierung in den meisten Preissegmenten, die uns betreffen", sagte Unternehmenschef Rolf Buch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Vonovia habe für fast zwei Milliarden Euro Wohnungen verkauft. Nun plane das Unternehmen ein zweites Joint-Venture. Das erste habe sehr gut geklappt. Der Verkauf von Einzelwohnungen und kleineren Blöcken funktioniere auch, aber brauche immer noch Zeit.
"Seit letztem Jahr haben für uns Refinanzierung und Bestreben, die Finanzierungskosten zu senken, oberste Priorität", sagte Buch. Ein wichtiger Schritt sei der vor wenigen Wochen erfolgte Rückkauf von Anleihen im Gesamtwert von einer Milliarde Euro. Gemeinsam mit dem Verkauf von 1350 Wohnungen für rund 560 Millionen Euro sowie der Veräußerung von knapp 30 Prozent an seinem Südewo-Portfolio für eine Milliarde Euro gebe dies dem Unternehmen einen guten finanziellen Spielraum. Die Verbindlichkeiten seien damit bis Ende 2024 gedeckt.
Das Management arbeite nun an den Schulden ab 2025, sagte Buch. Hier komme das Joint-Venture ins Spiel. Das Unternehmen habe bereits ein weiteres Immobilienportfolio in ähnlicher Größenordnung des Südewo-Portfolios identifiziert, das für einen Joint-Venture-Partner geeignet sei. Die Immobilien würden sich allerdings im Norden Deutschlands befinden.
Nach jahrelangem Expansionskurs will sich Vonovia nach früheren Angaben von rund 66 000 Wohnungen trennen und mit dem Erlös die Verschuldung reduzieren. Im zweiten Quartal hat Vonovia unterdessen erneut einen Milliardenverlust erlitten. Unter dem Strich fiel wegen einer erneuten Abwertung der Immobilien ein Verlust von gut zwei Milliarden Euro an. Im Vorjahreszeitraum hatte Vonovia noch einen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro ausgewiesen.
Der Wert des Vermietungsportfolios habe Ende Juni bei rund 88,2 Milliarden Euro gelegen, teilte Vonovia mit. Ende März wurden die Immobilien noch mit 91,2 Milliarden Euro und Ende 2022 sogar noch mit 94,7 Milliarden Euro bewertet.
Derweil lief es im Tagesgeschäft für Vonovia wieder etwas besser. Nach einem deutlichen Rückgang im Auftaktquartal verharrte der operative Gewinn (FFO) mit 502,2 Millionen Euro auf annähernd dem Vorjahresniveau. Während sich vor allem die Geschäfte mit der Projektentwicklung und zusätzlichen Dienstleistungen schwächer entwickelten, lief es für Vonovia in der Vermietung aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den Ballungsgebieten deutlich besser.
Die Miete stieg per Ende Juni im Schnitt konzernweit auf 7,58 Euro pro Quadratmeter - das waren 1,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland betrug die durchschnittliche Miete per Ende Juni bei Vonovia 7,51 Euro pro Quadratmeter. Der Umsatz legte in den drei Monaten bis Ende Juni um 1,5 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro zu. Die Jahresziele bestätigte das Unternehmen.
Vonovia konnte in den vergangenen Jahren der Niedrigzinsphase vor allem über Zukäufe im In- und Ausland kräftig wachsen. Dazu profitierte der Konzern von steigenden Mieten in den Großstädten und Neubauten. 2021 glückte Vonovia die Übernahme von Deutschlands zweitgrößtem Vermieter Deutsche Wohnen. Im vergangenen Jahr wurde Vonovia zudem größter Aktionär beim Branchenrivalen Adler Group
Quelle: dpa-AFX