BERLIN (dpa-AFX) - Die Gewerkschaft Verdi geht mit einer Überraschung in die Tarifverhandlungen bei der Deutschen Post
Mit der Forderung nach 15 Prozent mehr Lohn für die Postbeschäftigten übernimmt Verdi eine Vorreiterrolle im Kampf um einen Ausgleich der hohen Inflation für die Beschäftigten. Für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes verlangen Verdi und der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen.
Die IG Metall war zuletzt mit der Forderung nach 8,0 Prozent mehr Geld für die 3,8 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in den Arbeitskampf gezogen. In der vergangenen Woche verständigten sich die Tarifparteien im Pilotbezirk Baden-Württemberg dann auf eine Lohnsteigerung von 5,2 Prozent zum Juni 2023 und weiteren 3,3 Prozent ab Mai 2024 bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Dazu kommen Einmalzahlungen in Höhe von 3000 Euro, die vorab vom Bund für alle Beschäftigten steuer- und abgabenfrei gestellt worden waren.
Verdi geht nun weit darüber hinaus. Der Forderung sei eine Mitgliederbefragung vorausgegangen, an der sich mehr als 43 000 Personen beteiligt hätten, berichtete die Gewerkschaft. "Das Ergebnis hat eindeutig gezeigt, dass die Beschäftigten den Inflationsausgleich und darüber hinaus die Teilhabe am Unternehmenserfolg erwarten." Die Deutsche Post
Die Beschäftigten hätten in den vergangenen Jahren unter höchsten Belastungen gearbeitet und benötigten diese deutliche Lohnsteigerung auch, um ihren Lebensunterhalt sichern zu können, sagte Kocsis. Die Ausbildungsvergütungen sowie die Entgelte der Studierenden sollen nach den Vorstellungen der Tarifkommission in jedem Ausbildungsjahr monatlich um 200 Euro erhöht werden. Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit von zwölf Monaten haben.
Ein Unternehmenssprecher betonte, bei den anstehenden Tarifverhandlungen werde es wichtig sein, die Balance zwischen Lohnsteigerungen für die Beschäftigten und wirtschaftlicher Tragfähigkeit für das Unternehmen zu finden. "Anders als andere Unternehmen können wir aufgrund der preisregulierten Briefpreise Kostensteigerungen nicht einfach an unsere Kunden weitergeben", sagte der Sprecher. Zugleich wolle der Konzern weiterhin in die Zukunft seines Brief- und Paketgeschäfts und den Umbau zu einem ökologisch nachhaltigen und damit klimaneutralen Post-Universaldienst investieren. "Vor diesem Hintergrund sind Forderungen in der genannten Höhe realitätsfern", sagte der Postsprecher.
Verdi hat die bisherige Entgeltregelung bei der Post zum 31. Dezember 2022 gekündigt. Damit endet an diesem Datum auch die Friedenspflicht. Die Tarifverhandlungen werden laut Verdi am 6. Januar 2023 aufgenommen./rea/DP/ngu
Quelle: dpa-AFX