NEW YORK (dpa-AFX) - Die großen US-Geldhäuser JPMorgan Chase
Bei der größten US-Bank JPMorgan sackte der Nettogewinn im Schlussquartal im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 10,4 Milliarden US-Dollar (9,1 Mrd Euro). Konzernchef Jamie Dimon zeigte sich dennoch zuversichtlich: "Die Wirtschaft entwickelt sich trotz Gegenwinds durch Omikron, Inflation und Lieferkettenprobleme weiter gut". JPMorgan bleibe mit Blick auf das Wachstum der US-Wirtschaft optimistisch.
Allerdings warnten Dimon und Finanzvorstand Jeremy Barnum vor anhaltenden Inflationsrisiken und stellten Investoren auf deutlich steigende Kosten ein. Das kam am Markt nicht gut an: Die Aktie verlor im frühen US-Handel um fast fünf Prozent.
Dabei verdiente JPMorgan 2021 insgesamt prächtig. Der US-Branchenprimus verbuchte im zweiten Corona-Jahr unter dem Strich einen Rekordgewinn von 48,3 Milliarden Dollar (42,2 Mrd Euro), wie er am Freitag in New York mitteilte. Das waren fast zwei Drittel mehr als 2020. Hauptgrund für den starken Anstieg waren jedoch keine Geschäftszuwächse, sondern die Auflösung von Rückstellungen in Höhe von 9,3 Milliarden Dollar für Kreditausfälle, die die Bank im ersten Jahr der Pandemie vorsorglich gebildet hatte.
Der US-Rivale Citigroup erlitt im letzten Vierteljahr 2021 einen noch stärkeren Gewinneinbruch um rund 26 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar. Die Erträge steigerte der Finanzkonzern dennoch um ein Prozent auf 17,0 Milliarden Dollar. Deutliches Wachstum gab es im Investmentbanking, das von vielen Börsengängen, Fusionen und Übernahmen profitierte. Anleger reagierten dennoch enttäuscht, die Aktie verlor zuletzt rund drei Prozent.
Unter den Erwartungen blieb in den drei Monaten bis Ende Dezember besonders das wichtige Geschäft mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen, zudem sanken auch die Erlöse im Aktienhandel überraschend. Außerdem litt die Bilanz unter gestiegenen Kosten. Die Citigroup ist schon länger auf Spar- und Schrumpfkurs - erst am Mittwoch hatte die US-Bank angekündigt, ihr Privatkundengeschäft in Mexiko aufzugeben.
Im Gesamtjahr 2021 verbuchte die Citigroup trotz des schwächeren Schlussquartals einen Gewinnanstieg um 99 Prozent auf knapp 22 Milliarden Dollar. Das lag jedoch - wie bei JPMorgan - vor allem daran, dass die aufgrund der Pandemie gebildete Risikovorsorge für ausfallbedrohte Kredite wieder heruntergefahren wurde. Insgesamt gingen die Erträge um fünf Prozent auf 71,9 Milliarden Dollar zurück.
Anders lief es bei Wells Fargo. Dank weiter schwindender Sorgen wegen fauler Kredite verdiente das Geldhaus im vierten Quartal 5,75 Milliarden US-Dollar und damit 86 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie es am Freitag in San Francisco mitteilte. Für das Gesamtjahr stand damit ein Überschuss von mehr als 21,5 Milliarden Dollar zu Buche, nachdem die Bank im ersten Corona-Jahr 2020 gerade einmal 3,4 Milliarden verdient hatte. Diesmal schnitt sie zudem deutlich besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet. Die Wells-Fargo-Aktie lag im frühen US-Handel mit gut einem Prozent im Plus.
Wie bei vielen anderen Banken lag der Gewinnsprung vor allem an den Rückstellungen für drohende Kreditausfälle. So hatte Wells Fargo wegen der Krise im Jahr 2020 insgesamt 14,1 Milliarden Dollar in die sogenannte Risikovorsorge gesteckt. Ein Jahr darauf konnte das Institut aus dem Topf wieder fast 4,2 Milliarden Dollar herausnehmen, weil sich die wirtschaftliche Lage und damit die Kreditausfälle nicht so dramatisch entwickelten wie anfangs befürchtet. Dies ließ den Gewinn merklich steigen.
Während Wells Fargo beim Zinsüberschuss im Gesamtjahr deutliche Rückgänge verzeichnete, legten andere Erträge wie Gebühren und Provisionen zu. Im vierten Quartal stiegen die gesamten Erträge im Jahresvergleich um rund 13 Prozent und übertrafen damit die durchschnittlichen Erwartungen von Branchenexperten. Im Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen musste jedoch auch Wells Fargo Einbußen hinnehmen./hbr/stw/DP/jha/
Quelle: dpa-AFX