DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Uniper
Die im SDax
Das Düsseldorfer Unternehmen ist in Schieflage geraten, weil Russland kein Gas mehr nach Deutschland liefert. Der Gas-Großhändler hatte sich stark auf Lieferungen aus Russland ausgerichtet und ist Lieferant für über 100 Stadtwerke und große Unternehmen. Er spielt damit eine zentrale Rolle für die Erdgasversorgung in Deutschland.
Im dritten Quartal hatte sich der Liquiditätsbedarf der Düsseldorfer nochmal verschärft, da Russland nach zunächst teilweisen Lieferkürzungen seit Anfang September kein Gas mehr nach Deutschland liefert. Während die hohen Gaspreise Uniper vor einem Jahr noch ordentlich Schwung gegeben hatten, sind sie nun das Kernproblem. Das aus Russland fehlende Gas muss sich das Unternehmen nun teurer auf dem Gasmarkt beschaffen.
Entsprechend hängt Unipers Gesamtjahresergebnis extrem von dem stark schwankenden Gaspreis ab. Wie dieser sich entwickeln wird, dazu will Uniper keine konkreten Annahmen machen. "Es hängt alles vom Wetter ab", sagte Tuomela. Nach dem Rekordhoch Ende August ist der Gaspreis in den vergangenen Wochen deutlich gesunken, was bei Uniper dazu geführt hat, dass nahezu keine Verluste durch Ersatzbeschaffungsmengen anfielen.
Laut Berechnungen der Analysten vom Bankhaus Metzler entsprechen die gebildeten Rückstellungen einem durchschnittlichen täglichen Verlust von 60 Millionen Euro in den nächsten anderthalb Jahren, also bis zum Ende der Heizperiode des Winters 2023/2024. Im August lagen die Verluste zwischenzeitlich bei mehr als 100 Millionen Euro am Tag.
Die gebildeten Rückstellungen für zukünftige Verluste unterliegen den Angaben des Unternehmens zufolge der Annahme, dass kein weiteres Gas aus Russland kommt. Außerdem wurde ein bestimmter Preis für die Ersatzbeschaffung angelegt, welchen nannte Uniper nicht. Auch eine Gasumlage oder ein ähnliches staatlich eingeführtes Instrument wird nicht angenommen. Sollte der Konzern einen Teil seiner Verluste weitergeben können, könnten sich die Verluste reduzieren.
Wegen der Liquiditätsprobleme hatten sich der Konzern, die deutsche Regierung, und Unipers bisheriger Mehrheitsaktionär Fortum
Zudem müssen die Anteilseigner ebenfalls zum Jahresende vermutlich noch ein zweites Mal zusammen kommen. Da sich Unipers Verluste auch auf das bilanzielle Eigenkapital auswirken, musste der Konzern Ende Oktober den Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals anzeigen. Aktienrechtlich zieht dies die Pflicht zur Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung nach sich. Bei der will das Management die Anleger über den Verlust informieren und die Lage der Gesellschaft erläutern.
Bis das Stabilisierungspaket ausgestaltet ist, hilft die staatliche KfW-Bank. Bislang hat Uniper 14 von 18 Milliarden Euro der bereit gestellten Kreditlinie in Höhe in Anspruch genommen, hieß es nun. Die vor gut einer Woche vorgelegten vorläufigen Zahlen bestätigte der Konzern. Demnach belief sich der bereinigte operative Verlust vor Zinsen und Steuern auf knapp 4,8 Milliarden Euro. Der bereinigte Konzernfehlbetrag beträgt 3,2 Milliarden Euro. Die beiden Kennziffern sollen die operative Entwicklung des Konzerns widerspiegeln und sind um Bewertungseffekte bereinigt./lew/zb/jha/
Quelle: dpa-AFX