DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Uniper
Die Aktie rutschte am Vormittag allerdings ab und fiel auf ein Tief seit September 2021. Zuletzt betrug das Minus fast 3 Prozent. Damit weitete das 2021 stark gelaufene Papier seine jüngsten Kursverluste aus. Uniper stand zuletzt an der Börse wegen des sich zuspitzenden Ukraine-Konflikts unter Druck, der Versorger macht einen erheblichen Anteil seines Geschäfts in Russland.
Zudem mischt Uniper auch bei der nunmehr von der Politik erstmal auf Eis gelegten Gaspipeline Nord Stream 2 mit. Sollte das Projekt scheitern, drohen Uniper hohe Abschreibungen. Der Energiekonzern hatte sich an der Finanzierung des Projekts mit knapp einer Milliarde Euro beteiligt - in Erwartung von Zinsen und Tilgungen. Seit Jahresbeginn hat die Uniper-Aktie inzwischen mehr als 15 Prozent verloren.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg 2021 derweil im Vorjahresvergleich um knapp ein Fünftel auf rund 1,19 Milliarden Euro und traf damit die durchschnittliche Schätzung von Analysten. Uniper selbst hatte eine Spanne von 1,0 bis 1,3 Milliarden Euro avisiert. Dabei trug der globale Energiehandel den größten Anteil bei und wuchs mit mehr als 50 Prozent Plus zum Vorjahr auch überdurchschnittlich stark. Hier konnte Uniper nach eigenen Angaben von den ungewöhnlichen Wetterbedingungen in Nordamerika und dem Asiengeschäft profitieren.
Das ansonsten traditionell ebenfalls starke Segment Europäische Erzeugung war hingegen leicht rückläufig. Uniper musste unter anderem höhere Rückstellungen bilden, um seinen Pflichten bei der Entsorgung und dem Rückbau in der schwedischen Kernenergie nachzukommen.
Der bereinigte Konzernüberschuss lag mit 906 Millionen Euro um 17 Prozent über dem Ergebnis aus 2020. Es war auch etwas mehr, als die Analysten erwartet hatten, traf aber ebenfalls die vom Konzern selbst avisierte Spanne von 0,8 bis 1,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand jedoch ein Fehlbetrag von 4,1 Milliarden Euro, während 2020 noch 402 Millionen Euro Gewinn geblieben waren. Der starke Rückgang resultiert aus der großen Diskrepanz zwischen den Markt- und Verkaufspreisen für Strom und Gas.
Uniper und seine Kunden sichern sich gegen schwankende Marktpreise ab und legen ihre Konditionen bis zu drei Jahre im Voraus fest. Diese Deals werden in der Rechnungslegung jedoch zu Marktpreisen bewertet. Uniper schreibt daher - in der Rechnungslegung - Verluste. Dieses Ungleichgewicht hebt sich aber auf, wenn der im Voraus verkaufte Strom geliefert wird. Daher bereinigt Uniper sein operatives und sein Nettoergebnis um diese Effekte.
Die Turbulenzen an den Rohstoffmärkten hatten bei Uniper in den vergangenen Monaten auch für einen Liquiditätsengpass gesorgt. Denn steigende Rohstoffpreise verlangen von dem Konzern höhere, im Voraus zu bezahlende Sicherungsleistungen. Uniper musste sich deswegen unter anderem bei seinem Mutterkonzern Fortum
Wegen der hohen Volatilität und dem damit verbundenen Liquiditätsbedarf hatte das Management bereits zu Wochenbeginn eine deutliche Dividendenkürzung angekündigt. Für 2021 ist demnach eine Dividende von lediglich sieben Cent je Aktie geplant, im Vorjahr hatte der Konzern noch 1,37 Euro je Anteil ausgeschüttet.
Ob und wie Fortum als Mehrheitseigentümer dieser drastische Einschnitt gefällt, bleibt abzuwarten. Der finnische Konzern hält momentan mehr als drei Viertel der Anteile an Uniper, eine Aufstockung ist denkbar. So hatten sich die Finnen nur bis Ende 2021 verpflichtet, auf einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag inklusive eines Herausdrängens der Kleinanleger zu verzichten.
Weiterhin bestätigte Uniper die erst vor zwei Tagen veröffentlichte Prognose für 2022. Der Konzern peilt im laufenden Jahr ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 1,0 bis 1,3 Milliarden Euro an./lew/tav/mis
Quelle: dpa-AFX