MAILAND (dpa-AFX) - Höhere Zinsen treiben die Geschäfte der italienischen Großbank Unicredit
Im ersten Quartal verdiente die Bank gut zwei Milliarden Euro und damit noch etwas mehr als im schon starken Schlussabschnitt des vergangenen Jahres. Im ersten Quartal 2022 hatte die Unicredit wegen immenser Belastungen aus dem Russland-Geschäft infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine lediglich 274 Millionen Euro verdient. Zudem hatte die Bank damals noch fast 1,3 Milliarden Euro für drohende Kreditausfälle zur Seite gelegt - diesmal waren es nur 93 Millionen Euro. Damit sieht die Bank keine allzu große Risiken aus der aktuellen Schwäche der Wirtschaft für das Kreditbuch.
Die Erträge legten nun im Jahresvergleich um 18 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro zu. Haupttreiber war der Zinsertrag - also der Überschuss aus dem Geschäft mit Einlagen und Krediten. Dieser legte um 44 Prozent auf rund 3,3 Milliarden Euro zu. Die Kosten blieben hingegen stabil.
Die seit einiger Zeit gut laufende Aktie legte am Mittwoch um bis zu knapp sieben Prozent zu. Dieses Niveau konnte das Papier zwar nicht ganz halten, lag am Mittag mit einem Aufschlag von fünf Prozent immer noch mit Abstand an der Spitze des Branchenindex Stoxx 600 Banks
Damit zählen die beiden Finanzinstitute, deren Aktien in den Jahren nach der Finanzkrise bis zur Corona-Pandemie zu den schwächsten Titeln der europäischen Bankenlandschaft zählten, zuletzt zu den Gewinnern. Dies spiegelt sich auch in der Marktkapitalisierung wider. So zählt die Unicredit mit 36 Milliarden Euro inzwischen wieder zum Kreis der wertvollsten Banken in der Eurozone - und der Börsenwert der Commerzbank ist inzwischen wieder zweistellig und die seit der Finanzkrise immer noch teilverstaatlichte Bank ist zurück im Dax
Citigroup-Analystin Azzura Guelfi lobte die Bilanz sowie die Gewinnentwicklung der Unicredit. Die Bank habe durchweg überzeugt. Sie geht davon aus, dass sich die Unicredit-Aktie weiter besser als die Papiere der meisten Konkurrenten entwickeln wird. Sie begründete dies mit der Erwartung steigender Schätzungen der Experten nach den Zahlen sowie die Ankündigung einer noch höheren Ausschüttung an die Investoren.
Unicredit-Chef Andrea Orcel, der im Frühjahr 2021 an die Spitze der Bank gerückt war, sieht sich durch die Zahlen in seinem Kurs bestätigt. Er übernahm die Verantwortung in der Corona-Pandemie und setzte den harten Sanierungskurs seines Vorgängers Jean-Pierre Mustier fort. Nach einem Milliardenverlust 2020, der auf hohe Kosten für den Konzernumbau, Abschreibungen und einer hohen Risikovorsorge zurückzuführen war, kehrte die Bank 2021 wieder deutlich in die Gewinnzone zurück. 2022 ging es dann weiter aufwärts und im laufenden Jahr soll es mit dem Blick auf den Gewinn noch besser werden.
In Deutschland zogen in den ersten drei Monaten die Erträge an, während die Kosten zurückgingen. Der Gewinn kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 79 Prozent auf etwas mehr als eine halbe Milliarde Euro. Hier profitierte die italienische Bank unter anderem vom Sparkurs ihrer Tochter Hypovereinsbank (HVB). Seit der Übernahme durch die Italiener 2005 wurden dort Zigtausende Stellen gestrichen und zahlreiche Filialen geschlossen. 2022 sank die Zahl der Arbeitsplätze umgerechnet in Vollzeitstellen um rund 900 auf nur noch knapp 11 000.
In Russland, wo die Unicredit nach wie vor relativ stark vertreten ist, reduzierte die Bank ihr Risiko weiter. Orcel hatte sich gegen einen umfassenden sofortigen Ausstieg wie die französische Bank Societe Generale
Seit der Ankündigung dieses schrittweisen Rückzugs im März 2023 sei das grenzüberschreitende Risiko um etwas mehr als zwei Drittel gesunken. Da die Bank die erwarteten Kosten für den Abbau des Geschäfts bereits vor einem Jahr verbucht hatte, steuerte das Russland-Geschäft im ersten Quartal fast 100 Millionen Euro zum Gewinn bei./zb/nas/mis
Quelle: dpa-AFX