ESSEN (dpa-AFX) - Die geplante Verselbstständigung des Marinegeschäfts des Industriekonzerns Thyssenkrupp
Die im MDax notierte Aktie verlor am Morgen 0,3 Prozent. Am Vortag hatte sie bereits um mehr als drei Prozent zugelegt. Von der Fünf-Euro-Marke ist das Papier jedoch weiter noch ein Stück entfernt. Die Gespräche dürften noch eine geraume Zeit in Anspruch nehmen, sagte ein Händler. Zudem belaufe sich der Anteil des Segments am operativen Gewinn auf Konzernebene nur auf rund zehn Prozent. Wichtiger, aber ungleich schwieriger sei eine Lösung für das europäische Stahlgeschäft.
Thyssenkrupp ist seit längerem auf der Suche nach Partnerschaften für TKMS. Im vergangenen Jahr gab dann der Aufsichtsrat grünes Licht für eine Verselbstständigung. Mit einer Eigenständigkeit sieht Thyssenkrupp zudem einen guten Ausgangspunkt für eine mögliche nationale und europäische Konsolidierung in der Branche. Der Essener Konzern erhofft sich durch die weltweit wachsende Nachfrage zusätzliche Wachstumschancen für sein Marinegeschäft. Mehrere Varianten sind dabei möglich: Der Einstieg von Fremdkapitalgebern, ein Börsengang oder Teilbörsengang und/oder ein Einstieg des Staates.
Die Prüfung weiterer Kapitalmarktoptionen werde fortgesetzt, erklärte Thyssenkrupp daher auch. Zeitgleich laufen den Angaben zufolge weiter Gespräche mit der Bundesregierung zur Beteiligung des Staates an TKMS. Oliver Burkhardt, im Vorstand von Thyssenkrupp auch für das Marinegeschäft verantwortlich, hatte Mitte Februar erklärt, dass es bis Ende des ersten Halbjahres Klarheit über einen möglichen Einstieg des Bundes geben soll. Er hofft dabei auf eine Beteiligung von 25,1 Prozent.
Bloomberg hatte am Vortag unter Berufung auf informierte Personen über die Verhandlungen über eine Übernahme eines Mehrheitsanteils von TKMS durch Carlyle berichtet. Der Kaufpreis könnte bei rund 1,5 Milliarden Euro inklusive Schulden liegen.
TKMS baut U-Boote, Kriegsschiffe sowie Schiffselektronik und maritime Sicherheitstechnologie. Das Unternehmen beschäftigt in Kiel derzeit rund 3100 Menschen, insgesamt liegt die Mitarbeiterzahl bei rund 7800.
Thyssenkrupp befindet sich seit Jahren im Umbau und hat sich bereits von zahlreichen Geschäften getrennt. Hauptaugenmerk liegt jedoch auf einer Lösung für das volatile Stahlgeschäft. Im Ende September beendeten Geschäftsjahr 2022/23 hatten eine schwächere Nachfrage, gesunkene Preise und milliardenschwere Wertberichtigungen auf das Geschäft den Konzern tief in die roten Zahlen gedrückt.
Auch für den Stahl plant Thyssenkrupp mit einer Verselbstständigung. Mit dem tschechischen Energieunternehmen EPH des tschechischen Unternehmers Daniel Kretínský laufen seit Längerem Gespräche über eine 50:50-Partnerschaft./nas/mne/jha/
Quelle: dpa-AFX