BONN (dpa-AFX) - Die Deutsche Telekom
"Fiber to the Home" (FTTH) gilt als beste Technologie für stabiles und schnelles Internet. Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, bis Ende dieses Jahrzehnts eine flächendeckende Glasfaserversorgung zu ermöglichen. Andere Technologien gelten als Auslaufmodell: Verbindungen über Telefonleitungen (VDSL) sind schwankungsanfällig und relativ langsam. Fernsehkabel sind zwar deutlich besser als die dünnen Telefonleitungen, aber ebenfalls schwankungsanfällig: Ist abends die ganze Nachbarschaft am Streamen, geht die Verbindungsrate in den Keller. Hinzu kommt, dass der Datenbedarf angesichts hochauflösender Filme, Virtual-Reality-Anwendungen und Computerspielen steigt.
Nutzer-Anteil ist noch gering
Die milliardenschweren Ausgaben der Telekom sind eine Investition in die Zukunft - im Moment lohnen sie sich finanziell noch nicht, wie die am Dienstag veröffentlichten Zahlen deutlich machten. Denn viele Haushalte verzichten auf die relativ teuren FTTH-Verträge. Ihnen reichen ihre bisherigen günstigeren Anschlüsse mit einer schwächeren Leistung.
Von den acht Millionen Haushalten mit Telekom-Glasfaser vor der Tür hat bisher nur etwa eine Million zugegriffen - der Anteil der Nutzer liegt also bei etwa 13 Prozent. Hinzu kommen 700 000 Haushalte, die in der sogenannten Vorvermarktung bereits einen Vertrag unterschrieben haben. Diese Haushalte warten noch auf den Ausbau, der in den kommenden zwei Jahren erfolgen soll. Ist der fertig, werden sie garantiert Kunden.
Bei Wettbewerbern ist dieser Aktivierungsanteil deutlich höher. Bei der Düsseldorfer Firma Deutsche Glasfaser, die bis Ende September Leitungen zu mehr als zwei Millionen Haushalten verlegt hatte, liegt er bei 30 Prozent. Telekom-Manager Gopalan begründete den relativ niedrigen Wert seiner Firma damit, dass man die Verfügbarkeit stark hochfahre und der Prozentwert daher zwangsläufig erstmal niedrig sei. Er sei aber überzeugt davon, dass der Prozentwert 2024 und 2025 höher ausfallen werde.
"Die Nachfrage steigt", sagte Gopalan. Die Zahl der Glasfaser-Kunden sei in diesem Jahr im Vergleich zu 2022 bisher um 60 Prozent gestiegen. "Es steigt Quartal für Quartal." Im ersten Quartal seien es 68 000 Glasfaser-Neukunden gewesen, im zweiten 78 000 und im dritten 85 000. Es gehe also deutlich nach oben - dieser Trend werde sich fortsetzen, zeigte sich Gopalan überzeugt.
Vodafone mit Spätstart
Während die Telekom beim Thema Glasfaser voranstürmt, müht sich Wettbewerber Vodafone nach einem Spätstart um Anschluss. Lange setzte das Unternehmen auf Internet mit Fernsehkabeln. Das Glasfaser-Geschäft fristete eher ein Nischendasein. Schließlich ging Vodafone doch in die Vollen und gründete 2022 mit einem Luxemburger Investmentpartner die Firma OXG, die im September 2023 den FTTH-Ausbau begann. Inzwischen hat OXG Bauprojekte in 13 Städten angestoßen, wo insgesamt rund 330 000 Haushalte direkt an das Glasfasernetz gebracht werden sollen. Bis Ende 2029 sollen die modernen Leitungen in sieben Millionen Haushalten liegen.
Handynetz wird besser
Auch beim Mobilfunk geht es voran. Die Mobilfunk-Abdeckung mit dem Funkstandard 5G beträgt bei der Telekom inzwischen 96 Prozent der Haushalte und damit zwei Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Vodafone liegt bei 91 Prozent. Bei O2 sind es mehr als 90 Prozent. Bis Ende 2025 will die Telekom mit ihren 5G-Antennen 99 Prozent der deutschen Haushalte erreichen.
Beim 5G-Netz nutzt die Konkurrenz der Telekom längst das sogenannte 5G Standalone (5G SA) - also "echtes" 5G, bei dem keine 4G-Hybridtechnik genutzt wird. 5G SA bietet extrem niedrige Reaktionszeiten. Diese Verbesserung der bisher genutzten fünften Mobilfunkgeneration könnte für mobile Spiele und für gute Übertragungen in großen Menschenmassen wichtig sein. Die Telekom hat das 5G SA - auch "5G plus" genannt - bisher nicht für Privatkunden gestartet. Das soll erst im zweiten Halbjahr 2024 passieren. Erst dann wird es sich Firmenangaben zufolge für Kunden lohnen, weil es dann ausreichend Anwendungen gebe, für die 5G SA auch wichtig sei.
Debatte über Ausbau-Förderung
Ein Teil des Glasfaser-Ausbaus wird durch staatliche Subventionen ermöglicht. Die Privatwirtschaft ist hierbei allerdings wenig begeistert, dass im kommenden Jahr wohl wieder ein Milliardenbetrag bereitliegen wird, um FTTH-Anschlüsse auf dem Land und am Stadtrand zu ermöglichen.
In einem am Dienstag veröffentlichten Schreiben fordern mehrere Verbände der Digitalwirtschaft, darunter der Bundesverband Breitbandkommunikation, dass der Bund in den kommenden drei Jahren nur jeweils eine Milliarde und nicht wie angedacht jeweils drei Milliarden Euro bereitstellen sollte. Sie befürchten, dass langwierige Antragsprozedere den Ausbau insgesamt verlangsamen und Baukapazitäten in nachrangigen Vorhaben gebunden werden, obwohl sie anderswo dringlicher wären./wdw/DP/ngu
Quelle: dpa-AFX