MÜNCHEN/MAINTAL (dpa-AFX) - Der Mobilfunkanbieter Telefonica Deutschland
Als eine Bedingung für das Abkommen muss 1&1 Drillisch nun seine bis zuletzt laufenden Überprüfungen der Preise für die Nutzung des Telefonica-Netzes einstellen. Die Münchener müssen ihr Netz als Teil der EU-Auflage für die E-Plus-Übernahme im Jahr 2014 für den Konkurrenten öffnen. Immer wieder hatten sich die Wettbewerber daraufhin über die Konditionen gezofft, in welchem Zeitraum welcher Preis gerechtfertigt war oder eben nicht. Doch damit ist nicht zwingend Schluss: Zwar sieht die neue Vereinbarung jährlich sinkende Preise vor, die rückwirkend auch ab Juli 2020 für den sogenannten, laufenden MBA-MVNO-Vertrages (Mobile Bitstream Access - Mobile Virtual Network Operator) gelten.
Allerdings räumte Telefonica seinem Konkurrenten die Möglichkeit ein, sämtliche Preise per Schiedsgutachterverfahren überprüfen lassen zu können. Bislang hatte 1&1 zweimal im Jahr die Gelegenheit dazu. Beide Unternehmen sehen in dem nun unterzeichneten Abkommen aber insgesamt eine Win-Win-Situation: "Mit den signifikanten Erlösen aus dem Abkommen werden wir unser O2 Netz weiter stärken und unseren Ausbau nochmals beschleunigen", sagte Telefonica-Deutschland-Chef Markus Haas. Dadurch könnten die Investitionen in ländlichen Gebieten "deutlich schneller" als geplant wieder reingeholt werden.
Während sich die Münchner über mehr Erlöse freuen, ist das Abkommen für den Wettbewerber essenziell: Bislang kann die United-Internet-Tochter ihren Kunden kein eigenes Mobilfunknetz bieten, da sie noch keine eigenen Funkmasten hat. Das Unternehmen hatte 2019 eigenes Mobilfunk-Spektrum für den neuen Standard 5G ersteigert, nutzt dieses aber im Gegensatz zur Konkurrenz bisher noch nicht. Bis 1&1 eigene 5G-Mobilfunkmasten gebaut hat, ist der Anbieter also auf ein Fremdnetz (National Roaming) angewiesen. Nur so kann 1&1 letztlich zum vierten Mobilfunkanbieter neben der Deutschen Telekom
Im vergangenen Herbst war der Streit zwischen den beiden Unternehmen über die Preise der Netznutzung eskaliert. Im September mussten 1&1 und United Internet deshalb ihre Prognose senken - die Aktienkurse beider Unternehmen stürzten in der Folge ab. In den Monaten danach gab es zahlreiche Gutachten und Verhandlungen über die Preise der von 1&1 in Anspruch genommenen Leistungen.
Parallel dazu unterbreitete Telefonica im Oktober 1&1 ein aus ihrer Sicht finales Angebot zu Rahmenbedingungen und Preisen für National Roaming. Das schmeckte 1&1 nicht, weil die Vorleistungspreise seither gleichgeblieben seien, obwohl diese jährlich sinken müssten. Anfang Februar legte Telefonica ein neues Angebot vor, kurze Zeit später nahm 1&1 Drillisch dieses dann an./ngu/zb
Quelle: dpa-AFX