FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Spezialist für Software zur Fernwartung und für Videokonferenzen Teamviewer
Kleinere Übernahmen könnten dabei laut dem Finanzchef Stefan Gaiser auch gestemmt werden, ohne die Verschuldungsquote wieder zu steigern. Grund sei die starke Entwicklung des Mittelzuflusses in den vergangenen Monaten. "Wir hatten zum Börsengang einen Verschuldungsgrad in Höhe des vierfachen des bereinigten operativen Gewinns. Bis Ende 2020 wollten wir das zügig zurückführen, auf das zweifache", sagte er. Aufgrund des starken Mittelzuflusses sei man dabei "sogar noch schneller" vorangekommen, trotz der Ubimax-Akquisition.
"Sollten sich größere Targets auftun, wäre es auch in Ordnung, über die Zielgröße eines Faktors zwei zum operativen Ergebnis hinauszugehen, weil wir gezeigt haben, dass wir sehr schnell entschulden könnten", sagte Gaiser. Eine konkreten Größenordnung nannte er nicht - es sei aber vorstellbar, dass ein Anstieg der Verschuldung auf das 3- bis 3,5-fache des operativen Gewinns aufgrund des starken Mittelzuflusses abgefedert werden kann. Ende September belief sich die Nettoverschuldung auf rund eine halbe Milliarde Euro und damit eine Verschuldungsquote von zwei.
Auf Basis dieser Angaben errechnet sich bei einem Anstieg auf das 3,5-fache ein Spielraum von knapp 400 Millionen Euro für Übernahmen. "Es hängt natürlich auch immer von der Profitabilität des Zielobjekts ab", sagte er. "Grundsätzlich haben wir aber auf der Passivseite ordentlich Spielraum, um auch größere Zukäufe darzustellen." Da die Investoren aber das margenstarke Geschäft von Teamviewer schätzen, werde es bei Übernahmen auch immer darauf ankommen, diese nicht zu stark zu belasten beziehungsweise den Investoren den Sinn einer Übernahme gut zu erklären.
Vorstandschef Steil verwies hier auf das Beispiel Ubimax. "Das ist eine Transaktion in einer Größenordnung im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich, die bei unseren langfristigen Investoren sehr gut verstanden und gut aufgenommen wurde, weil sie das Wachstumspotenzial dahinter sehen", sagte er. Bei den Anlegern ist das Papier allerdings seit der Ankündigung der Übernahme Mitte Juli nicht mehr ganz so gefragt wie davor - seitdem sackte der Kurs um rund 15 Prozent ab. Neben dem Zukauf belastete den Kurs auch eine weitere Platzierung des früheren Eigentümers Permira und das langsamere Wachstum.
Auf Jahressicht gehört die Aktie mit einem Anstieg um rund ein Drittel aber immer noch zu den stärksten deutschen Titel. Mit einem Börsenwert von rund 8,5 Milliarden Euro gehört das Papier zumindest zum erweiterten Kreis der Kandidaten für einen Dax-Aufstieg, wenn dieser im September von 30 auf 40 Werte aufgestockt wird. Dazu müsste aber der Kurs weiter anziehen und der Streubesitz steigen. Dieser liegt nach der jüngsten Anteilsplatzierung durch Permira bei rund 72 Prozent.
"Der Streubesitz liegt nicht in unserer Hand, aber im Hinblick auf die Zeitspanne, die bis zur Entscheidung noch aussteht, kann es natürlich sein, dass es da noch Änderungen gibt. Warten wir mal ab, ob der Dax dann ein Thema wird", sagte Steil dem Blatt. Er habe die Reform auf jeden Fall mit Interesse verfolgt. Finanzvorstand Gaiser fände es gut, wenn mehr Technologieunternehmen im Dax wären. "Das wäre auch ein positives Zeichen für den Standort Deutschland."
Teamviewer wurde im September 2019 vom Finanzinvestor Permira an die Börse gebracht. Für diesen ist die Investition eine Erfolgsgeschichte - so spülte alleine der Börsengang 2,2 Milliarden Euro in die Kasse. Zudem trennte sich der Finanzinvestor in insgesamt drei Platzierungen - die letzte davon im Oktober - von weiteren Aktien für insgesamt 4,8 Milliarden Euro und das 28-prozentige Paket ist derzeit noch mal rund 2,4 Milliarden Euro wert. Permira hatte Teamviewer 2014 für rund 870 Millionen Euro gekauft./zb/ssc/jha/
Quelle: dpa-AFX