BELLEVUE (dpa-AFX) - Der Mobilfunker T-Mobile US
So verdiente T-Mobile US operativ ohne Verzerrung durch die Endgeräte-Vermarktung (ber Core Ebitda) mit gut 7,5 Milliarden Dollar (7,1 Mrd Euro) rund 12,2 Prozent mehr, wie das Unternehmen am Mittwoch in Bellevue (US-Bundesstaat Washington) mitteilte. Branchenkenner waren von fast einer Milliarde Dollar weniger ausgegangen. Die Zahl der neuen Mobilfunkverträge nach Abzug von Kündigung lag bei 850 000, was ebenfalls deutlich über den Erwartungen war.
Zusammengenommen kam T-Mobile US auf rund 1,2 Millionen neue Verträge. Dabei profitierte das Unternehmen unter anderem von einem besonders hohen Anteil an Wechselkunden aus ländlichen Gegenden. Unternehmenschef Mike Sievert sagte in einer Analystenkonferenz, dass Kunden aus dieser Region rund 40 Prozent der Bilanz ausmachten.
Beim sogenannten Core Ebitda handelt es sich unterdessen um das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ohne Finanzierungsprogramme, die T-Mobile bei der Integration der ehemaligen Sprint-Kunden übernommen hatte. Das Unternehmen will sein Leasinggeschäft schrittweise zurückfahren. Unter dem Strich verdiente T-Mobile US im dritten Quartal rund 2,1 Milliarden Dollar nach 508 Millionen im Vorjahr. Die große Diskrepanz liegt an deutlich höheren Kosten im Zuge der Fusion mit Sprint, die im Vergleichszeitraum angefallen waren und so den Vorjahreswert verzerren.
In den vergangenen Tagen hatten bereits die Konkurrenten AT&T
Allerdings übertraf T-Mobile US nicht bei allen Kennziffern die Erwartungen. Mit einem Plus von rund vier Prozent auf 15,9 Milliarden Dollar fiel der Service-Umsatz wie erwartet aus. Das ist jener Erlös, an dem Telekomunternehmen eher etwas verdienen, während Umsätze mit Hardware wie Smartphones kaum zum operativen Gewinn beiträgt.
Unternehmenschef Mike Sievert will nach Informationen des "Wall Street Journals" an der Umsatzschraube drehen: Einige Kunden mit alten Verträgen sollen Mitte Oktober informiert worden sein, dass ihre Monatsbeiträge automatisch steigen werden. Sievert bezeichnete am Mittwoch die Preiserhöhungen als "Test" bei ausgewählten Kunden. Dass teurere Preise für alle Kunden etabliert werden, schloss der Manager allerdings nicht aus.
Überraschend kommt das Vorhaben nicht. Bereits bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen zeigte sich Sievert offen für höhere Beiträge. Allerdings sollten Kosten nicht plump auf den Kunden abgewälzt werden. Vielmehr wollte er für mehr Leistung mehr Geld verlangen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte jüngst Telefonica Deutschland
Deutsche-Telekom-Chef Tim Höttges hatte indes argumentiert, höhere Monatsbeiträge würden die deutlich gestiegenen Kosten etwa für Energie nicht kompensieren. Stattdessen baut der Manager auf den verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz und kündigte einen schleichenden Stellenabbau an. Als ersten Schritt verkündete T-Mobile US den radikalen Stellenabbau von rund knapp 5000 Arbeitsplätzen.
Unterdessen traute sich der T-Mobile-Vorstand am Mittwoch bei den Jahreszielen erneut zu einem marginalen Schritt nach vorne. Unternehmenschef Sievert will nun 5,7 bis 5,9 Millionen neue Vertragskunden im Gesamtjahr 2023 für sich gewinnen. Der Betriebsgewinn ohne Verzerrungseffekte aus dem Geräteleasing (Core Ebitda) soll nun bei 29,0 bis 29,2 Milliarden Dollar liegen. Bei beiden Kennziffern entspricht dies einem leichten Plus am unteren Ende. Analysten rechnen aber ohnehin damit, dass T-Mobile US bei den Werten das obere Ende der Spanne übertrifft. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) soll mit 13,4 bis 13,6 Milliarden Dollar ebenfalls etwas besser ausfallen. /ngu/mne/jha/
Quelle: dpa-AFX