BIETIGHEIM-BISSINGEN (dpa-AFX) - Der Maschinenbauer Dürr
Im vergangenen Jahr verfehlten die Schwaben teilweise die Markterwartungen. Auf den Gewinn drückte dabei auch der geplante Stellenabbau bei der Konzern-Tochter Homag, in der das Geschäft mit Holzbearbeitungsmaschinen gebündelt ist.
Die im Kleinwerteindex SDax
Im Oktober hatte die Gewinnwarnung von Dürr für einen Einbruch der Aktie gesorgt und damit eine deutliche Lücke im Kurschart gerissen. Das Papier fiel seinerzeit auf ein Tief seit Mai 2020, von dem es sich bisher nicht nachhaltig erholt hat. Trotz der aktuellen Gewinne hat sich verglichen mit dem Zwischenhoch vor rund einem Jahr der Aktienkurs fast halbiert. Momentan ist Dürr an der Börse gut 1,4 Milliarden Euro wert.
Das Management strebt 2024 einen Umsatz zwischen 4,7 bis 5,0 Milliarden Euro an. Vom Unternehmen befragte Experten in Analysehäusern und Banken rechneten zuletzt im Schnitt mit Erlösen in Höhe von 4,9 Milliarden Euro. Vom Umsatz sollen nach Unternehmensangaben 4,5 bis 6 Prozent als operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten bleiben.
2023 stieg der Umsatz im Vergleich zu 2022 um 7,3 Prozent auf mehr als 4,6 Milliarden Euro, laut Dürr ein Rekordwert. Die Zuwächse seien von allen Geschäftsbereichen getragen worden, hieß es in der Mitteilung. Auch Homag habe so viel Umsatz erzielt wie noch nie und seine Marge verbessert, führte Konzernlenker Jochen Weyrauch in der Bilanzpressekonferenz aus. Er sprach von einem "operativ guten Jahr".
Im Tagesgeschäft verdiente das Unternehmen vorläufigen Berechnungen zufolge mit 280,4 Millionen Euro gut ein Fünftel mehr, was einer bereinigten operativen Ergebnismarge von 6,1 Prozent entspricht. Inklusive Sonderaufwendungen ging der operative Gewinn jedoch zurück und die entsprechende Marge verschlechterte sich auf 4,1 Prozent, womit Dürr die eigene Prognose verfehlte. Dies lag an höheren Rückstellungen für Restrukturierungen, etwa für den Stellenabbau bei Homag. Nach Steuern fiel der Gewinn um rund 18 Prozent auf gut 110 Millionen Euro.
Analysten wie Sven Weier von der Schweizer Bank UBS sprachen von einem "durchwachsenen Zahlenwerk". Die Ergebnis- und Gewinnziele enttäuschten ihn. Sein Kollege Peter Rothenaicher lobte indes den freien Barmittelzufluss in Höhe von 129 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Seiner Meinung nach ist außerdem die vom Management ausgegebene Prognose für das laufende Jahr angesichts der niedrigeren Kapazitätsauslastung bei Homag als "vorsichtig optimistisch" zu werten.
Wie bereits angekündigt sollen bei Homag rund 600 von knapp 7500 Stellen entfallen, davon 350 in Deutschland. Für einvernehmliche Lösungen wie Aufhebungsverträge seien etwas mehr als 50 Millionen Euro der gebildeten Rückstellungen vorgesehen, sagte Finanzchef Dietmar Heinrich. Das Ziel sei es nach wie vor, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Das Management konnte dies auf Nachfrage am Dienstag aber nicht ausschließen.
Damit das Geschäft mit der Anlagen zur Holzverarbeitung wieder anziehen kann, braucht es nach Ansicht von Dürr-Chef Weyrauch unter anderem vereinfachte Genehmigungsverfahren. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass sich die momentan ausgeprägte Nachfrageschwäche im Möbel- und Bausektor langfristig wieder erhole. Momentan gebe es bei Homag teilweise Kurzarbeit, berichtete der Vorstand. Dies sei auch in anderen Geschäftsbereichen zwar nicht auszuschließen, sei allerdings "nicht im großen Stil" zu erwarten.
Für die Aktionäre stellte Vorstandschef Weyrauch eine weitestgehend stabile Dividende in Aussicht. 2022 hatte Dürr 0,70 Euro je Aktie gezahlt, Experten in Analysehäusern und Investmentbanken rechnen für das Geschäftsjahr 2023 mit 0,75 Euro. Ihm fiele nicht viel ein, den Erwartungen der Analysten zu widersprechen, sagte der Manager. Er betonte aber, dass die Ausschüttung noch beschlossen werden müsse.
Den vollständigen Geschäftsbericht mit endgültigen Zahlen will Dürr am 20. März vorlegen./lew/tav/mis
Quelle: dpa-AFX