BERLIN (dpa-AFX) - Wer in diesem Sommer einen Urlaub bei Dertour buchte, reiste vor allem in die Türkei. "Jeder Fünfte hat sich für das beliebte Urlaubsland entschieden", sagte Produktchef Sven Schikarsky. Bei Familien sei es sogar fast jede dritte gewesen. Der Branchenzweite profitierte von der Reiselust der Deutschen: Von Juni bis September dieses Jahres habe man im Vergleich zum Vorsommer ein Gästeplus von 18 Prozent verzeichnet.
Damit liegen die Gästezahlen nach Unternehmensangaben in etwa wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Für steigende Buchungszahlen habe auch die Insolvenz des Reiseveranstalters FTI gesorgt, hieß es. FTI, bisher drittgrößter deutscher Veranstalter nach Tui
Reiseveranstalter profitieren von FTI-Pleite
Auch bei Tui brummte zuletzt das Geschäft - der weltgrößte Reisekonzern sprach von einem Rekordquartal. Nach der FTI-Pleite hatte man für die bevorstehenden Herbstferien 75.000 zusätzliche Urlaubsplätze geschaffen. Besonders beliebt auch hier: die Türkei. Antalya habe Mallorca vom ersten Platz der gefragtesten Destination gestoßen.
Neben der Türkei gehörten zu den beliebtesten Reisezielen auf der Kurz- und Mittelstrecke bei Dertour Spanien (Platz zwei), Griechenland (Platz drei) sowie Ägypten und Italien (teilten sich Platz fünf). Den vierten Platz habe Deutschland trotz gesunkener Nachfrage behaupten können. Grund für den Gästerückgang im Inland sei das schlechte Wetter gewesen, sagte Schikarsky. "Die teils heftigen Niederschläge und verhältnismäßig kalten Temperaturen Anfang Juni führten dazu, dass sich viele Gäste für sonnensichere Ziele entschieden."
Die beliebtesten Reiseziele in Deutschland
Doch wer sich im Sommer 2024 für einen Urlaub in Deutschland entschied, der reiste vor allem nach Bayern. Jeder Sechste, der hierzulande Urlaub gemacht hat, hat sich in dem südlichen Bundesland aufgehalten. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der zu YouGov gehörenden Consumer Panel Service GfK. Die Befragung wurde im Auftrag des Handelsverbandes Deutschland (HDE) durchgeführt.
Nach Bayern folgten Mecklenburg-Vorpommern (11 Prozent), Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (jeweils 10), Niedersachsen und Schleswig-Holstein (9). Knapp die Hälfte der Verbraucher in Deutschland ist der Umfrage zufolge in diesem Sommer verreist. Jeder Dritte davon machte Urlaub innerhalb der Bundesrepublik.
Sommerurlaub im Inland wichtiger Wirtschaftsfaktor
Menschen, die im Norden Deutschlands Urlaub gemacht haben, haben die Zeit laut YouGov bevorzugt am Meer, an der Küste oder auf einer Insel verbracht. Im Süden zog es viele in die Berge. Die häufigste Art der Reise war der Familienurlaub (37 Prozent) vor dem Strand- und Badeurlaub (28), der Städtereise (26) und dem Wanderurlaub (21). Mehrfachnennungen waren hier möglich.
Nach Schätzung des HDE haben Menschen aus Deutschland bei ihrem Sommerurlaub im eigenen Land insgesamt rund fünf Milliarden Euro im Einzelhandel ausgegeben. Das meiste davon entfällt auf Lebensmittel und Getränke, Besuche in Restaurants sowie für Freizeitaktivitäten und Souvenirs. "Der Inlandstourismus kurbelt die Umsätze im Einzelhandel an. Urlaubszeit ist schließlich auch Einkaufszeit", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Der Sommerurlaub im eigenen Land sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Fernreisen und "Coolcation" im Trend
Wer auf Urlaub vor der eigenen Haustür keine Lust hatte, den zog es auch in die Ferne. Dertour verzeichnete nach eigenen Angaben einen Gästezuwachs von 37 Prozent auf der Fernstrecke. "Ziele wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder der Indische Ozean sind inzwischen fest etablierte Größen unter den Sommerzielen", sagte Schikarsky. Die beliebtesten Fernreiseziele seien weiter die USA und Kanada.
Zudem sei angesichts zunehmender Hitze ein neuer Trend erkennbar: die "Coolcation". Dabei handelt es sich um eine Kombination aus den englischen Begriffen "cool" (deutsch: kalt) und "Vacation" (deutsch: Urlaub). Zwar reisten die meisten Deutschen im Sommer in den Süden, doch immer mehr Touristen wollten in kühlere Regionen. Laut Dertour waren die skandinavischen Länder im Sommer 2024 stärker gefragt; insbesondere Norwegen./cr/DP/zb
Quelle: dpa-AFX