DARMSTADT (dpa-AFX) - Die Software AG
Den Anfang Oktober erlittenen Hackerangriff hat das MDax-Unternehmen zwar nach eigenen Angaben eingedämmt, doch gerieten von den Angreifern erbeutete Daten inzwischen an die Öffentlichkeit, wie das Unternehmen am Mittwoch in Darmstadt einräumte. Trotz der schwerwiegenden Störung seien keine Kundendienste unterbrochen worden, die Geschäfte hätten in allen wesentlichen Belangen fortgeführt werden können, hieß es. Aus dem dritten Quartal konnten die Darmstädter aber dennoch vorerst nur Eckdaten zu den Geschäftszahlen vorlegen.
Die Aktie legte vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate deutlich zu - zuletzt um vier Prozent. JPMorgan-Analystin Stacy Pollard bezeichnete das Zahlenwerk als "gemischt". Der Auftragseingang sei solide ausgefallen, Umsatz und Ergebnis hingegen schwach. Die Schwäche und Schwankungsbreite bei Erlösen und Gewinnen sowie die andauernden Untersuchungen des Hackerangriffs ließen zumindest Raum für Unsicherheit bei den Investoren, so die Expertin.
Brahmawar trimmt den Konzern derzeit stark auf das in vergangenen Jahren chronisch schwächelnde Wachstum, dazu werden die Kunden auch auf Abonnementmodelle umgestellt und sie bezahlen die Software nicht mehr in großen Einmalbeträgen. Mehr als noch im zweiten Quartal lastete das auf dem Umsatz, der zwischen Juli und Ende September nur bei 180,5 bis 185 Millionen Euro gelegen haben dürfte. Das sind bis zu ein Fünftel weniger als noch ein Jahr zuvor und auch weniger als von Experten gedacht.
"Im dritten Quartal haben wir weiter in Wachstum investiert und unsere geplante Umstellung auf Subskriptionen weiter vorangetrieben", erläuterte Finanzchef Matthias Heiden. "Dies zeigt sich jetzt zwar in den technischen Auswirkungen, die wir auf unseren ausgewiesenen Umsatz erwartet haben, aber das Wachstum des Auftragseingangs ist der aussagekräftigere Maßstab für unsere Fortschritte."
Bei den Auftragseingängen, die das Volumen abgeschlossener Verträge beschreiben, konnte die Software AG denn auch bessere Zahlen vorweisen. Zwischen Juli und Ende September heimste die Sparte für Integrationssoftware (DBP ex Cloud/IoT) währungsbereinigt zwischen 3 und 5 Prozent mehr Auftragsvolumen ein als vor einem Jahr. Die relativ junge Sparte für die Cloud und die Maschinenvernetzung (Cloud/IoT) legte zwischen 57 und 64 Prozent zu. Und bei der angestammten Datenbanksoftware (A&N) fiel der Rückgang zum starken Vorjahresquartal mit minus 31 bis minus 27 Prozent nicht so arg aus wie befürchtet.
Doch die Investitionen in den Umbau hin zu mehr Wachstum gehen weiter ins Geld. Brahmawar hatte die Vertriebsteams in Nordamerika, Asien und Europa gestärkt, außerdem steckt der Konzern mehr Geld in Werbung und Partnerschaften. Beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) für das Quartal erwartet das Management nur 28 bis 32 Millionen Euro nach 68,4 Millionen im Vorjahr. Die operative Marge dürfte demzufolge bei 16 bis 17 Prozent liegen - noch weniger als von Analysten ohnehin geschätzt.
Doch Brahmawar streut weiter Optimismus für seinen Kurs. Er war vor rund zwei Jahren nach Darmstadt geholt worden, um das Unternehmen wieder aufs Wachstumsgleis zu setzen, und hatte mit seiner Strategie Geschäftsmodell und Führungsetage umgekrempelt. "Unsere Produkte sind für unsere Kunden geschäftskritisch, unser Marktangang ist präziser geworden, unsere operativen Fähigkeiten sind gestärkt und wir setzen uns weiterhin gegen den Wettbewerb durch", sagte er.
Im vierten Quartal hat die Software AG bereits rund 30 Millionen Euro Auftragseingang gebucht, darunter ein großer Deal mit dem US-Pharmagroßhändler und Apothekenbetreiber Walgreens Boots Alliance. Zum Vergleich: Im gesamten dritten Quartal lag der Auftragseingang bei bis zu 101,5 Millionen Euro. Das Schlussquartal ist in der Softwarebranche üblicherweise eh das saisonal stärkste, weil Firmen und Behörden dann ihre IT-Budgets ausschöpfen.
Die Aktie der Software AG hat sich bereits recht zeitig wieder aus dem Corona-Crash herausgekämpft, zwischenzeitlich war sie bis auf 21,60 Euro gefallen. Dann ging es bis auf 44,50 Euro im September nach oben. Auch wenn die Aktie danach infolge der Hackerattacke wieder unter Druck geriet, steht seit dem Jahresbeginn mit dem Xetra-Schlusskurs vom Vorabend noch immer ein Plus von rund 14 Prozent zu Buche./men/zb/fba
Quelle: dpa-AFX