PULLACH (dpa-AFX) - Generationswechsel an der Spitze von Deutschlands größtem Autovermieter: Eine Woche vor seinem 77. Geburtstag hat Vorstandschef Erich Sixt
Auf der kurzen virtuellen Hauptversammlung fiel der Führungswechsel gezwungenermaßen nüchtern aus. In normalen Zeiten wäre Erich Sixt sicher gefeiert worden. "Er hat das Unternehmen verkörpert. Er hat es groß gemacht und dabei auch die kleinen Aktionäre nicht vergessen", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Aktionäre hatten mit ihm einmal eine "Ode an die Freude über die Dividende" gesungen. Sein Spott über Konkurrenten und Politiker, seine Vorschläge für neue Werbung wie Angela Merkels Sturmfrisur im Cabrio sorgten stets für Unterhaltung.
"Es wird Zeit, das Ruder zu übergeben", sagte Erich Sixt an seinem letzten Arbeitstag als Konzernchef. Ein halbes Jahrhundert lang stand er an der Spitze. Als 25-Jähriger hatte er 1969 die Taxi- und Vermietfirma seines erkrankten Vaters mit 200 Fahrzeugen übernommen und zu einem börsennotierten Konzern gemacht, der immer schwarze Zahlen schrieb. Sogar im Krisenjahr 2020, als der Umsatz von 2,5 auf 1,5 Milliarden Euro einbrach, stand unter dem Strich ein Gewinn von 2 Millionen Euro, während Konkurrent Hertz Insolvenz anmeldete und Avis und Europcar über 500 Millionen Euro Verlust machten.
Die Söhne übernehmen das Steuer in der Corona-Krise. "Eine Prognose ist im Moment unmöglich", betonte Erich Sixt. An den Flughäfen fehlen die Geschäftsreisenden, aber in den Urlaubsregionen steigt die Nachfrage nach Mietwagen. In den USA sei sie jetzt fast schon auf dem Niveau von 2019. Auch in Europa belebe sich das Geschäft. "Wenn die Lufthansa
Für die Vorzugsaktionäre gibt es nach der Hauptversammlung 5 Cent Dividende je Anteil, für die Stammaktionäre nichts. Die Familie Sixt hält 58 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien.
Vater Sixt als Aufseher seiner Söhne: "Ist das sinnvoll?", fragte Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. "Unser Vater ist unser allerstrengster Kritiker", antwortete Alexander Sixt. Bergdolt sagte, ihr stünden "eigentlich die Haare zu Berge" bei einem direkten Wechsel vom Vorstands- zum Aufsichtsratschef: "Es ist nicht so einfach, das Steuer aus der Hand zu geben und nur noch überwachen zu dürfen. Und Dinge, die falsch gelaufen sind, nun als falsch zu benennen." Aber aufgrund seiner Lebensleistung "geh' ich davon aus, dass er es auch in Zukunft gut macht".
Der Finanzvorstand und der Fuhrparkchef der Sixt SE
Konstantin wird als kreativer Denker beschrieben, sein älterer Bruder als Macher. Ein Führungstandem "ist nicht einfach", sagte Bergdolt. "Aber wenn sie sich gegenseitig anregen, befruchten und die besten Ideen sich durchsetzen, kann das positiv sein."
Eine Revolution sei nicht geplant, hatten beide schon mehrfach betont. Wie ihr Vater setzen auch sie auf die USA als größte Hoffnung für Wachstum. Der Markt ist riesig, die Konkurrenz dort angeschlagen. In ein paar Jahren wollen sie in den USA eine Milliarde Dollar Umsatz erwirtschaften. Außerdem treiben sie die Zusammenführung und die Vernetzung von klassischer Autovermietung, Car-Sharing und Auto-Abos voran. "Wir investieren erheblich in die Digitalisierung des Unternehmens und in Künstliche Intelligenz", sagte Erich Sixt. "Hier liegt die Zukunft."/rol/DP/eas
Quelle: dpa-AFX