DEN HAAG (dpa-AFX) - Shell
Die Ölkonzerne hatten im vergangenen Jahr als Reaktion auf den Ölpreisverfall an den Dividenden gefeilt, auch Shell hatte erstmals seit dem zweiten Weltkrieg die Dividende gekappt. Doch inzwischen sind die Ölpreise wieder oben auf, sie hatten erst Anfang Juli mehrjährige Höchststände erreicht. Ein Barrel der Nordseesorte etwa kostete mit knapp 78 US-Dollar etwa so viel wie seit Oktober 2018 nicht mehr. Aktuell notiert die Sorte bei rund 74 Dollar pro Barrel.Die Branche kann es sich daher wieder leisten, mit Dividendenerhöhungen und Aktienrückkäufen die Investoren zu umgarnen.
"Die operative und finanzielle Qualität und die gestärkte Bilanz geben uns die Zuversicht, um unsere Dividende ab dem zweiten Quartal auf 24 US-Cent anzuheben", sagte Konzernchef Ben van Beurden laut Mitteilung. Dies ist eine deutliche Erhöhung um 38 Prozent im Vergleich zur Auszahlung zum Jahresauftakt, da hatte Shell etwas mehr als 17 Cent gezahlt. Unterdessen startete das britisch-niederländische Unternehmen noch am Tag des Quartalsberichts mit seinem Aktienrückkauf. Das Programm werde voraussichtlich bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Konkurrent BP hatte bereits im vergangenen Quartal mit einem Rückkauf eigener Papiere begonnen, allerdings in deutlich kleinerem Umfang.
An der Euronext notierte die Shell-Aktie zuletzt um mehr als 3 Prozent höher. Das komplette Corona-Jahr 2020 hatte Shell-Anlegern einen Kursverlust von mehr als 40 Prozent eingebrockt. Mit der Geschäftserholung im Konzern ist das Papier seit dem Zwischentief im Oktober jedoch wieder im Aufwind und hat seitdem mehr als 70 Prozent an Wert gewonnen.
Shell war bereits Anfang Juli mit dem Vorhaben herausgerückt, seine Investoren künftig wieder stärker finanziell zu berücksichtigen. Demnach sollen 20 bis 30 Prozent des Kapitalzuflusses aus dem operativen Geschäft über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionäre fließen - für 2021 sei ungefähr die Hälfte dieser Spanne angepeilt. Im Gegenzug verabschiedete sich das Management jedoch bereits von seinem ursprünglichen Ziel, die Verschuldung unter 65 Milliarden Dollar zu drücken.
Mit dem Anstieg der Preise für Öl sowie Gas Schreibt Shell inzwischen wieder schwarze Zahlen, wenngleich durch gestörte Lieferketten noch nicht wieder das durchschnittliche Absatzniveau erreicht worden sei. Nach einem milliardenschweren Gewinn bereits zum Jahresauftakt verdiente der Ölmulti zwischen April und Juni unter dem Strich 3,4 Milliarden Dollar (rund 2,9 Mrd Euro). Im entsprechenden Vorjahresquartal hatte Shell wegen des Einbruchs des Ölpreis und daraus resultierenden hohen Abschreibungen noch einen Fehlbetrag von mehr als 18 Milliarden Dollar ausgewiesen.
Das zweite Quartal 2020 war letztlich das schwierigste des gesamten Corona-Jahres 2020 gewesen, in dem der Konzern einen Verlust von 22 Milliarden Dollar angehäuft hatte. Das Management hatte daher seinen Sparkurs forciert und unter anderem den Wegfall tausender Stellen angekündigt./tav/mne/mis
Quelle: dpa-AFX