GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Sartorius
An der Börse zeigten sich die Anleger jedoch nicht überzeugt. Die Aktien fielen zuletzt knapp drei Prozent auf 430 Euro und verloren damit deutlich mehr als der Dax
Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan lobt indes die vorläufigen Resultate und den Ausblick für 2022. Die Gewinnerwartungen des Marktes könnten nun um bis zu zehn Prozent steigen, erklärte der Experte.
Sartorius-Lenker Kreuzburg wies darauf hin, dass die beiden vergangenen Jahre für die Firma "außergewöhnlich" gewesen seien. 2021 kletterte der Erlös vorläufigen Berechnungen zufolge im Jahresvergleich um knapp 48 Prozent auf 3,45 Milliarden Euro, der Auftragseingang wuchs um gut die Hälfte. Der Corona-Beitrag zum Umsatzplus habe jedoch mit 16 Prozentpunkten eine "verstärkende, aber keine dominante Rolle" gespielt, betonte der Manager erneut. Das größte Wachstum sei aus dem Basisgeschäft gekommen.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich um fast 70 Prozent auf rund 1,18 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein bereinigter Gewinn von 553 Millionen Euro übrig nach 299 Millionen Euro in 2020.
Nach dem Umsatz- und Ertragssprung in 2021 rechnet der Konzern nun für das neu angelaufene Geschäftsjahr zwar mit einer nachlassenden Wachstumsdynamik, aber immerhin soll der Erlös um 14 bis 18 Prozent anziehen - bei einer bereinigten Ebitda-Marge "auf dem hohen Niveau des Vorjahres von etwa 34 Prozent". Dabei soll das Wachstum in diesem Jahr komplett aus dem Basisgeschäft kommen, so der Sartorius-Chef, während die Corona-Umsätze in etwa auf dem 2021er-Niveau bei rund 500 Millionen Euro liegen dürften.
Damit rechnet sich Sartorius gute Chancen vor allem in seinem Biotechnologiegeschäft aus. Der Bereich mit Einweg-Materialien wie Bioreaktoren und Membranbeuteln ist schon seit einigen Jahren gefragt, da in der Medizin biologisch hergestellte Medikamente und neue Behandlungsmethoden wie etwa Gen- und Zelltherapien auf dem Vormarsch sind. "Wir befinden uns derzeit in einer sehr dynamischen und innovativen Phase, unsere Kunden arbeiten an einer Vielzahl neuer Therapieansätze", sagte Kreuzburg. Auch die Laborsparte, die etwa Pipetten für Corona-Tests liefert, soll weiter wachsen - allerdings weniger stark.
Die starke Nachfrage soll Sartorius auch mittelfristig weiteres Wachstum bescheren. Der Konzern bestätigte seine bereits vor rund einem Jahr angehobene Umsatzprognose bis 2025, dann wollen die Göttinger rund 5 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften. Dabei bleibt Kreuzburg in seinen Annahmen nach eigener Darstellung wie in der Vergangenheit bewusst vorsichtig. Die Pandemie und das aktuell stark veränderte Bestellverhalten der Kunden, die etwa Lager aufstockten, machten genaue Prognosen "sehr schwierig bis fast unmöglich". So kalkuliert der Konzern für 2025 bisher keinerlei Erlösbeitrag durch Corona ein. Viel hänge aber von der Weiterentwicklung der Virus-Varianten ab und wie in Zukunft geimpft werde.
Mit Blick auf die operative Marge wird das Management dennoch optimistischer. Nachdem der Konzern deutliche Skaleneffekte erreicht habe, soll die bereinigte Ebitda-Marge auch im Jahr 2025 bei rund 34 Prozent herauskommen. Ein höheres Margenziel traut sich Sartorius indes nicht zu, da der Konzern die steigenden Ausgaben für die geplante Senkung der CO2-Emissionen zu berücksichtigen habe, so Kreuzburg. Auch Zukäufe dürften anfangs weniger profitabel arbeiten.
Der Konzern, der in der Vergangenheit bereits regelmäßig Übernahmen getätigt hat, will auch in Zukunft durch Zukäufe weiter wachsen. Dabei werde Sartorius den Fokus auf Zell- und Gentherapien legen, sagte der Manager. Hier hatten sich die Niedersachsen 2021 mit gleich drei Übernahmen in Deutschland verstärkt. Wegen des regen Interesses in der Branche sei die Suche nach jungen und innovativen Übernahmezielen allerdings wettbewerbsintensiv.
Auch abseits von Zukäufen weitet Sartorius seine Kapazitäten derzeit weltweit aus, bereits 2021 nahm der Konzern dafür deutlich mehr Geld als bisher in die Hand. Neben Deutschland wurden etwa Standorte in Puerto Rico, China und Südkorea ausgebaut. In diesem Jahr soll die Investitionssumme in die bestehenden Projekte wie etwa Zellkulturmedien oder die Beutelproduktion weiter erhöht werden auf 550 bis 600 Millionen Euro - nach 400 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Auch in Deutschland wird weiter investiert. Die Zahl der Mitarbeiter soll weiter wachsen, 2021 war die Belegschaft zum Jahresende um etwa ein Drittel auf weltweit rund 14 000 gestiegen./tav/jcf/zb
Quelle: dpa-AFX