GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Der anhaltende Abbau von Lagerbeständen bei Kunden nach der Corona-Pandemie und die allgemeine schwache Nachfrage belasten Sartorius
Aufgrund der geringeren Volumenerwartungen werde bei der Marge auf Basis des um Sondereffekte bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 2023 nun mit einem Wert von etwa 30 Prozent gerechnet, teilte der Konzern am späten Freitagabend in Göttingen mit. Bisher hatte das im Dax
Mittelfristig bleibt Sartorius optimistisch. "Die aktuelle Nachfragesituation nach der Pandemie sieht Sartorius als eine Phase an, welche die grundlegenden sehr positiven Wachstumstreiber der Life-Science und Biopharmaka-Märkte nur temporär überlagert." Entsprechend ändert das Unternehmen seine Mittelfristziele bis 2025 nicht.
Demnach sollte der Umsatz bis 2025 auf etwa 5,5 Milliarden steigen. Davon sollen rund 34 Prozent als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängen bleiben. Das wären rechnerisch knapp 1,9 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr war der Umsatz um etwas mehr als ein Fünftel auf fast 4,2 Milliarden Euro gestiegen. Die operative Marge hatte bei 33,8 Prozent gelegen.
Zur Umsatzentwicklung im laufenden sollen Akquisitionen rund ein Prozentpunkt beitragen, wobei die geplante Polyplus-Übernahme noch nicht in der Prognose berücksichtigt ist. Der gesenkten 2023er-Prognose zufolge könnte der Umsatz im laufenden Jahr auf weniger als 4 Milliarden Euro sinken; das operative Ergebnis könnte rechnerisch gemessen an der reduzierten Umsatz- und Margenerwartung auf weniger als 1,2 Milliarden Euro sinken.
Von Bloomberg befragte Experten hatten bisher noch mit einem Erlös von knapp 4,2 Milliarden Euro im Jahr 2023 gerechnet - also auf dem Niveau des Vorjahres. Beim operativen Gewinn liegt die Durchschnittsschätzung für das laufende Jahr derzeit noch bei fast 1,4 Milliarden Euro. Für das Jahr 2025 liegen bei Bloomberg derzeit fünf Analystenschätzungen vor. Der Schnitt liegt hier bei einem Umsatz von 5,3 Milliarden Euro und einem operativen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro.
Am Aktienmarkt könnte die gesenkte Prognose für das laufende Jahr die jüngste Erholung abrupt beenden. Die seit September 2021 im deutschen Leitindex notierte Vorzugsaktie hatte sich in den vergangenen Wochen kräftig von dem Ende Mai erreichten Jahrestief von etwas mehr als 309 Euro erholt. Am Freitag hatte der Xetra-Schlusskurs mit 355,50 Euro knapp 15 Prozent darüber gelegen.
Die Aktie war einer der Gewinner der Corona-Pandemie am Finanzmarkt. Der Kurs stieg von rund 200 Euro Anfang 2020 bis auf 631,60 Euro im November 2021.
Im vergangenen Jahr stürzte der Kurs im Juni dann bis auf weniger als 300 Euro ein. Trotz der Verluste seit dem Rekordhoch zählt die Aktie langfristig zu den größten Gewinnern unter den deutschen Standardwerten. In den vergangenen zehn Jahren summiert sich das Kursplus auf etwas mehr als 1600 Prozent.
Über zwanzig Jahre gesehen sind es mehr als 29 000 Prozent. Das Unternehmen ist an der Börse derzeit rund 24 Milliarden Euro wert. Größter Nutznießer des Kursanstiegs ist die Gründerfamilie. Sie hält rund die Hälfte der Stammaktien, die wiederum die Hälfte des Aktienkapitals ausmachen. Der Kurs der Stammpapiere liegt derzeit bei rund 290 Euro. Das Paket der Familie ist etwas mehr als fünf Milliarden Euro wert./zb
Quelle: dpa-AFX