WALLDORF (dpa-AFX) - Europas größter Softwarehersteller SAP
Das Papier des Dax
Klein hatte den Cloudkurs der Walldorfer zu der Zeit noch einmal verstärkt, was zunächst höhere Investitionen in Technik und Marketing erfordert. Zudem ist das Cloudgeschäft noch nicht so profitabel wie herkömmliche Lizenzsoftware, die hohe Einmalverkaufspreise einspielt. So werden Investoren nach Einschätzung des Managements wohl noch zwei Jahre warten müssen, bis die viel beachtete um Sondereffekte bereinigte operative Marge (Ebit) wieder spürbar steigt. Anlegern gilt sie als wichtigstes Maß dafür, wie profitabel der Konzern insgesamt arbeitet.
Für dieses Jahr haben Klein und sein Finanzchef Mucic - den Einfluss von Wechselkursen herausgerechnet - beim bereinigten operativen Ergebnis einen Rückgang von einem bis sechs Prozent veranschlagt. Nun fallen die Wechselkursentwicklungen zusätzlich noch einmal etwas schwerer ins Gewicht. So gehen die Walldorfer jetzt davon aus, dass die Wechselkurse die Entwicklung des operativen Ergebnisses um weitere zwei bis vier Prozentpunkte schmälern werden, sollten sie auf dem Stand von Mai bleiben. Vorher war das Management von einer Belastung zwischen einem und drei Prozentpunkten ausgegangen. Im schlechtesten Fall könnte nunmehr das bereinigte operative Ergebnis 2021 um zehn Prozent sinken.
Der große Rivale Oracle konnte am Dienstag nach US-Börsenschluss insgesamt bessere Zahlen vorlegen als im Schnitt von Analysten erwartet. Doch auch wenn der Schub - wie bei SAP - vor allem von den Cloudangeboten stammte, fiel das Wachstum bei diesen nicht so stark aus wie erhofft: Fusion und Netsuite, die beiden vor allem mit SAP-Programmen konkurrierenden Softwarepakete zur Unternehmenssteuerung, legten beim Cloudumsatz im vierten Geschäftsquartal (Ende Mai) zwar stärker zu als im Vorquartal, das langte den Anlegern aber nicht und die Oracle-Aktie fiel nachbörslich.
Unterdessen behält SAP seine Mittelfristprognose für 2025 bei, weil sich Kleins Cloudkurs mit der Zeit auszahlen soll. Dann peilt der Konzern einen Gesamtumsatz von 36 Milliarden Euro an, wovon die Cloudsparte 22 Milliarden beitragen soll. Vor allem ab 2023 soll das Wachstum bei Umsatz und Ergebnis anziehen.
Klein hatte im Januar dazu ein neues Programmbündel aus der Taufe gehoben, mit dem Kunden schneller und einfacher auf die Cloudangebote des Konzerns umsteigen können. Zudem kündigte er jüngst auf der Kundenmesse "Sapphire Now" ein großes Geschäftsnetzwerk der SAP-Kunden an, das unter anderem deren Beschaffung untereinander erleichtern und Flexibilität erhöhen soll. In der Covid-Krise hätten drei Viertel der Unternehmen Schwierigkeiten in ihrer Lieferkette erlebt, warb Klein nun für ein solches Netzwerk.
SAP setzt darauf, im harten Wettbewerb bei den Kunden jetzt stärker einen Fuß in die Tür zu bekommen, damit diese für neuere Technologien nicht zu Konkurrenten wie Salesforce
SAP sei auf dem richtigen Weg, schrieb Analyst Gregory Ramirez von Bryan Garnier in seiner Einschätzung zu der Analystenkonferenz im Nachgang zur Kundenmesse "Sapphire Now". SAP habe jetzt mehr Munition, um das Wachstum nach 2022 zu beschleunigen. UBS-Experte Michael Briest attestierte dem Management, die Marschroute gut erklärt zu haben - dennoch würden sich Ergebnisse wohl erst in einer späten Phase zeigen. Mohammed Moawalla von Goldman Sachs verwies zudem auf "ermutigende" Anstrengungen der Konzernspitze, die Verzahnung der eigenen Produkte voranzutreiben, was die Verkäufe stützen könnte. Der Wachstumsschwung mit Cloudprodukten scheine robust./men/tav/jha/
Quelle: dpa-AFX