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04.09.2020 ‧ dpa-Afx

ROUNDUP: Ryanair bekommt in Corona-Krise neues Geld von Anlegern

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DUBLIN (dpa-AFX) - Europas größter Billigflieger Ryanair hat sich nach dem monatelangen Geschäftsausfall durch die Corona-Krise frisches Geld von Anlegern besorgt. Mit der Ausgabe neuer Aktien sammelte das Unternehmen brutto rund 400 Millionen Euro ein, wie es am Freitagmorgen in Dublin mitteilte. Mit dem Geld will die Gesellschaft ihre Liquiditätslage weiter verbessern und sich für einen möglichen Ausbau ihres Geschäfts rüsten. Bei der Kapitalerhöhung wurde Ryanair gut 35 Millionen Aktien zu einem Stückpreis von 11,35 Euro los. Die neuen Anteilsscheine entsprechen rund drei Prozent des bisherigen Aktienkapitals.

Die Ryanair-Aktie startete den Freitagshandel mit einem leichten Abschlag, dreht aber schnell ins Plus. Zuletzt legte sie 1,6 Prozent auf 11,85 Euro zu. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier infolge des Geschäftseinbruchs in der Corona-Krise rund ein Fünftel an Wert eingebüßt. Insgesamt wird das Unternehmen mit knapp 13 Milliarden Euro bewertet und damit deutlich höher als die vom deutschen Staat gerettete Lufthansa, die auf einen Börsenwert von nur gut 5 Milliarden Euro kommt.

Ryanair hatte die Kapitalerhöhung am Vorabend nach Börsenschluss angekündigt. Demzufolge sollte das Geld von institutionellen Anlegern und anderen Investoren kommen. Auch mehrere Ryanair-Manager einschließlich Konzernchef Michael O'Leary wollten sich den Angaben zufolge an der Kapitalerhöhung beteiligen.

Das Jahr 2020 habe sich jetzt bereits als die schwierigste Zeit in Ryanairs Geschichte erwiesen, begründete die Airline den Schritt. Außerdem plant das Unternehmen in Kürze mit der Ausgabe neuer Anleihen weiteres Geld hereinzuholen. Das Management erwartet, dass das Geld aus der Kapitalerhöhung die Aussichten dafür verbessert.

Der weitgehende Zusammenbruch des Flugverkehrs infolge der Coronavirus-Pandemie hat die Luftfahrtbranche in eine Krise ungekannten Ausmaßes geführt. Fluggesellschaften in aller Welt wurden mit Staatsgeldern vor der Pleite gerettet. Der deutsche Staat griff der Lufthansa mit neun Milliarden Euro unter die Arme und stieg sogar als Großaktionär bei dem Konzern ein.

Wie Ryanair setzen auch die British-Airways-Mutter IAG und der britische Billigflieger Easyjet auf frisches Geld von Anlegern am Kapitalmarkt. So sammelte Easyjet im Juni 419 Millionen britische Pfund (470 Mio Euro) von Anlegern ein. IAG will sich mit der Ausgabe neuer Aktien 2,75 Milliarden Euro besorgen, muss dafür aber noch die Zustimmung seiner Anteilseigner einholen.

Nachdem der Flugverkehr in Europa nach der Aufhebung der meisten Reisewarnungen in der EU seit Mitte Juni wieder angezogen war, erschweren neue Warnungen für wichtige Urlaubsziele wie Spanien den Airlines erneut das Geschäft. Ryanair hat das zunächst ausgeweitete Flugangebot wieder um 20 Prozent gekappt.

"Fluggesellschaften tun was immer sie können, um zu überleben", schrieb Branchenexperte Mark Manduca von der US-Bank Citigroup. Sein Kollege Daniel Roeska vom Analysehaus Bernstein bezeichnete Ryanairs Kapitalerhöhung als moderat. Das Unternehmen wolle vermutlich seine Finanzreserven aufstocken für den Fall, dass die Krise der Luftfahrtbranche noch länger dauert und noch mehr Geld aufzehrt als ohnehin befürchtet. Zugleich sende die Airline damit ein Signal, dass Aktionäre zuversichtlich genug sind, um ihr frisches Geld zuzuschießen.

Das Unternehmen verfügte den Angaben zufolge Ende Juni über Barreserven in Höhe von 3,9 Milliarden Euro und nannte 333 Boeing-Jets im Gesamtwert von etwa 7 Milliarden Euro sein eigen, die den Angaben zufolge nicht mit Krediten belastet sind. Allerdings muss die Airline im kommenden Jahr eine Anleihe über 850 Millionen Euro und Staatshilfe von 600 Millionen britischen Pfund (672 Mio Euro) zurückzahlen. Insgesamt würden Schulden in Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro fällig.

Zudem erwartet Ryanair, noch vor dem nächsten Sommer bis zu 40 Boeing-Jets vom Typ 737 Max zu bekommen. Deren Auslieferung verzögert sich bereits seit mehr als einem Jahr. Denn nach dem Absturz zweier Maschinen der 737-Max-Reihe bei den Fluggesellschaften Lion Air und Ethiopian Airlines hatten Luftfahrtbehörden in aller Welt im März 2019 ein Flugverbot für den Typ verhängt.

Hersteller Boeing aus den Vereinigten Staaten geriet dadurch in eine schwere Krise, denn die 737 Max ist das meistgefragte Modell in seiner Produktpalette. Ryanair und andere Kunden forderten Schadenersatz von Boeing, weil sie die bestellten Jets bisher nicht bekommen haben.

Inzwischen haben die Beteiligten Hoffnung, dass die 737 Max bald wieder abheben - und Boeing die auf Halde gebauten Maschinen des Typs anschließend ausliefern darf. Anfang Juli schloss die US-Luftfahrtaufsicht FAA wichtige Zertifizierungsflüge und damit die heiße Testphase zur Wiederzulassung der 737 Max ab. Wenig später leitete die FAA die entscheidende Schlussphase der Wiederzulassung ein./stw/zb/stk

Quelle: dpa-AFX

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