ESSEN (dpa-AFX) - Der Deal mit dem früheren Konkurrenten Eon
Trotz lobender Worte von Analysten hat die Ausgabe von gut 61 Millionen neuen Aktien den Kurs von RWE am Mittwoch zunächst stark belastet. Das Papier der Essener gab am Vormittag um mehr als 4 Prozent auf 32,80 Euro nach. Allerdings platzierte RWE die neuen Aktien auf einem hohen Niveau: Vom Corona-Tief bei gut 20 Euro Mitte März war der Kurs bis zum Vortag um rund 70 Prozent gestiegen auf mehr als 34 Euro.
Die Kapitalerhöhung komme überraschend, sollte von Investoren aber positiv aufgenommen werden, sagte Analyst John Musk von der Bank RBC. Die mit der Maßnahme gestärkte Bilanz werde für mehr Wachstum und größere Flexibilität sorgen. Mit dem frischen Geld könne RWE die jüngst von Nordex
Sollte der Energiekonzern mit dem eingenommenen Geld seine Kapazitäten gerechnet auf die kommenden zehn Jahre um schätzungsweise jährlich 500 Megawatt erhöhen, dann könnte RWE damit rund 2 Milliarden Euro zusätzlichen Wert schaffen, schrieb Analyst Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Dies entspräche zusätzlichen 3 Euro je RWE-Aktie.
Analyst Ahmed Farman vom Analysehaus Jefferies geht davon aus, dass sich die Investitionen erst nach 2022 auszahlen, daher sei kurzfristig mit einer Verwässerung der Gewinne zu rechnen.
RWE hat die rund 61 Millionen neuen Aktien am Dienstag für 32,55 Euro je Stück an institutionelle Anleger verkauft. Die Platzierung wurde in einem beschleunigten Verfahren durchgeführt, das Bezugsrecht der Altaktionäre dabei ausgeschlossen. Die neuen Aktien sind für 2020 dividendenberechtigt.
Der Schlusskurs im Xetra-Hauptgeschäft hatte bei 34,24 Euro gelegen. Den Nettoerlös aus der Kapitalerhöhung will das Management in den zusätzlichen, kurzfristigen Ausbau des Geschäfts mit Alternativen Energien und die Weiterentwicklung der Produkt-Pipeline stecken, hieß es laut Mitteilung. "Gleichzeitig unterstreichen wir die Position von RWE als eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien", erklärte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz laut Mitteilung. Finanzchef Markus Krebber fügte hinzu: "Wir halten an unserem Plan fest, unsere Dividende für das Geschäftsjahr 2020 auf 0,85 Euro je Aktie anzuheben und die Dividendenzahlungen kontinuierlich im Einklang mit der Entwicklung unseres Kerngeschäfts zu erhöhen."
Mit dem frischen Geld will RWE über das bisherige Ziel hinausgehen, bis Ende 2022 die installierte Leistung auf mehr als 13 Gigawatt netto zu erhöhen und rund 5 Milliarden Euro netto in Alternative Energien zu investieren. Der Konzern steckt mitten im Wandel zwischen Umbau und Kohleausstieg. Nach dem Tauschgeschäft mit Eon, das bereits 2018 vereinbart aber erst vor Kurzem abgeschlossen wurde, konzentriert sich RWE auf erneuerbare Energien, RWE will weg vom Kohlestrom. Zuletzt betrug der Anteil der erneuerbaren Energien bei RWE rund 24 Prozent./knd/mne/
Quelle: dpa-AFX