ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern RWE
Der Vorstand sieht RWE weiterhin auf Kurs und bestätigte die Mitte Februar angehobene Jahresprognose. Demnach soll das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) auf 3,6 bis 4 Milliarden Euro steigen. Die Experten der US-Banken JPMorgan und Goldman Sachs halten hierfür im weiteren Jahresverlauf sogar mehr Luft nach oben für mögliche. An der Börse wurden die Zahlen positiv aufgenommen. Die Aktie stand in einem schwachen Gesamtmarkt zuletzt leicht im Plus.
Im Auftaktquartal des laufenden Jahres stieg das bereinigte operative Ergebnis von RWE um 65 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. Damit hatten die Analysten gerechnet. Das um Sondereffekte bereinigte Nettoergebnis habe mit 735 Millionen Euro mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor betragen. Hier hatten die Experten etwas weniger auf dem Zettel. Unter dem Strich stand wegen der höheren Bewertung von Finanzprodukten zur Absicherung von Risiken ein Gewinn von 2,2 Milliarden Euro nach knapp 900 Millionen Euro im Jahr davor.
Den Löwenanteil steuerte wie üblich das sogenannte Kerngeschäft bei. Hierzu zählen bei RWE neben Windkraft an Land und auf See sowie Solar auch der Energiehandel sowie Wasser, Biomasse und Gas. Das bereinigte operative Ergebnis des Segments konnte auf knapp 1,3 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Dabei stieg der erzeugte Strom aus Wind und Sonne um ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der gesamten Erzeugungskapazität stieg um ein knapp ein Drittel.
Außerhalb des Kerngeschäfts ging das operative Ergebnis von 328 Millionen Euro auf 207 Millionen Euro zurück. Dies ist vor allem durch die Schließung von Kohle- und Atom-Kraftwerken zu begründen. RWE strebt an, sich immer stärker auf das Geschäft mit Erneuerbaren Energien zu fokussieren. Im Laufe der Jahre soll der bereinigte Gewinn des Kerngeschäfts den restlichen Anteil der Kohle- und Atomenergie immer weiter ersetzen. Dabei profitiert der Konzern aktuell auch von den politischen Bemühungen, sich angesichts des Ukraine-Kriegs unabhängiger von russischen Energieträgern zu machen.
Allerdings bekommt RWE auch die wirtschaftlichen Seiten des russischen Angriffskriegs zu spüren. Wegen des bereits im März von Großbritannien verhängten Kohleembargos gegen Russland musste RWE im ersten Quartal nun 850 Millionen Euro abschreiben. Außerdem führten die starken Preisschwankungen an den Energiemärkten zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf.
Deshalb hat RWE sich zwei neue Kreditlinien einräumen lassen. Eine im April ausgelaufene Kreditlinie wurde mit einer neuen über 2 Milliarden Euro ersetzt. Sie hat eine Laufzeit von vier Jahren. Zudem hat sich das Unternehmen einen weiteren Finanzierungsspielraum für zwei Jahre über 3 Milliarden Euro einräumen lassen. Außerdem besteht seit drei Jahren bereits eine Kreditlinie über 3 Milliarden Euro, sodass sich das Gesamtvolumen nun auf 8 Milliarden Euro beläuft.
Gas- und Stromkonzerne nutzen beim An- und Verkauf Sicherungsgeschäften. Diese werden oftmals schon deutlich vor der Lieferung abgeschlossen. Kommt es in der Zwischenzeit - wie zuletzt - zu starken Preisänderungen an den Großhandelsmärkten, müssen für diese Sicherungsgeschäfte Vorauszahlungen geleistet werden./lew/zb/mis
Quelle: dpa-AFX