VENLO/HILDEN (dpa-AFX) - Die wegen der Omikron-Virusvariante hohe Nachfrage nach seinen Corona-Tests hat Qiagen
Der Ausblick erfreute am Mittwochmorgen auch die Anleger an der Börse, für die im Dax notierte Qiagen-Aktie ging es kurz nach dem Handelsstart um fünf Prozent nach oben. Damit führte das Papier den deutschen Leitindex an. Zuvor hatte der Kurs in den vergangenen Wochen noch deutlich Federn gelassen, denn Corona-Gewinnern wie Qiagen ging es vor allem im Januar an der Börse an den Kragen. Trotz der aktuellen Gewinne liegt der Kurs seit Jahresbeginn noch mit rund acht Prozent im Minus. Aktuell notiert das Papier bei rund 45 Euro - und damit noch klar unter dem November-Hoch bei 51,56 Euro.
Analyst Peter Welford von Jefferies sprach unterdessen in einer Studie von einem zuversichtlich stimmenden Bericht, der Gewinn der Firma habe deutlich über den Erwartungen gelegen und auch der Ausblick sei besser als gedacht. Hier könnten die Markterwartungen womöglich nun steigen, so der Experte.
Der Konzern mit operativem Sitz im nordrhein-westfälischen Hilden und Holding im niederländischen Venlo hatte früh Tests auf das Corona-Virus im Markt. Inzwischen ist die Produktpalette rund um Sars-Cov-2 weiter gewachsen. Zweimal im vergangenen Jahr änderte die Qiagen-Führung um Unternehmenschef Thierry Bernard und Finanzvorstand Roland Sackers die Ziele. Zunächst war der Umsatz mit Corona-Tests zu üppig eingeschätzt worden, dann aber liefen die Geschäfte im dritten Quartal wieder besser als gedacht. Im Schlussquartal übertraf Qiagen mit einem Umsatzplus von zwei Prozent auf 582 Millionen US-Dollar die eigenen Erwartungen und die Prognosen der Analysten deutlich.
Im Gesamtjahr zog der Umsatz um ein Fünftel auf 2,25 Milliarden Dollar an, wie der im Dax
Im Jahr 2022 erwartet das Qiagen-Management jedoch, dass der Konzernumsatz gerechnet zu konstanten Wechselkursen zurückgeht, will hier aber mindestens 2,07 Milliarden Dollar erreichen. Der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) soll wechselkursbereinigt bei mindestens 2,05 Dollar liegen, nachdem Qiagen bei dieser Kennziffer im vergangenen Jahr noch 2,63 Dollar erreicht hatte.
Damit zeigt sich die Qiagen-Führung allerdings zuversichtlicher als Analysten, die im Schnitt bislang noch weniger für 2022 auf dem Zettel hatten. Rückenwind erhofft sich der Konzern von seinem "Non-Covid"-Portfolio, das in diesem Jahr prozentual zweistellig wachsen soll. Damit will Qiagen den womöglich nachlassenden Rückenwind durch die Pandemie auffangen, denn bei den Covid-Produkten wird ein "erheblicher" Rückgang beim Umsatz erwartet. In das Jahr dürfte der Konzern eigenen Schätzungen zufolge aber noch mit einem Umsatz- und Gewinnplus starten.
Auch mit Blick auf 2022 sei er "optimistisch, was die Chancen im Forschungsumfeld betrifft", betonte Bernard. Mittelfristig sieht der Firmenchef Qiagen gut aufgestellt, "da wir uns auf gezielte Wachstumschancen in den Bereichen Life Sciences und Molekulare Diagnostik konzentrieren".
Der Konzern hat etwa diverse Diagnostikgeräte und Technologien für die Gensequenzierung im Programm. In der Pandemie hatte Qiagen von seinen Analysetools ein Vielfaches der üblichen Mengen verkauft und hofft nun auf Folgegeschäfte, unter anderem durch die Erweiterung um zusätzliche Testkits. Auch der Tuberkulosetest Quantiferon spielt eine wichtige Rolle in den Wachstumsambitionen des Unternehmens - hier gab es zuletzt weitere Zulassungen und im Schlussquartal legten die Verkäufe prozentual zweistellig zu.
Auch die Entwicklung seines gesamten Non-Covid-Portfolios gibt bislang den Hoffnungen des Managements recht: Im Gesamtjahr 2021 zog der Umsatz aller Produktgruppen ohne Bezug zu Covid-19 um fast ein Viertel an, in konstanten Währungen betrug das Plus 22 Prozent. Dies war ebenfalls besser als vom Konzern erwartet. Mit mehr als eineinhalb Milliarden Dollar stellten diese Produkte knapp 70 Prozent des gesamten Konzernerlöses. Die Covid-Produkte kamen hingegen auf Zwölfmonatssicht lediglich wechselkursbereinigt auf einen Zuwachs von 13 Prozent - im Schlussquartal lagen sie sogar um sieben Prozent unter dem Vorjahr./tav/mne/eas
Quelle: dpa-AFX