BERLIN (dpa-AFX) - Am größten Flughafen der Bundesrepublik in Frankfurt haben die aktuellen Abfertigungsprobleme mittlerweile auch Folgen für den Luftfrachtverkehr. Eine Maßnahme, um das Gesamtsystem zu stabilisieren, sei, dass neben Passagier- auch einzelne Frachtairlines Flüge etwa aus Spitzenzeiten in verkehrsärmere Zeiten verlegen oder streichen, sagte eine Sprecherin des Flughafens der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Mit Blick auf den Personalmangel werde bei den Abfertigungen von Passagier- als auch von Frachtmaschinen geschaut, wo der Bedarf am größten sei.
Der Betrieb der Frachtairline Lufthansa
Kurzfristige Abhilfe für den Personalmangel an deutschen Flughäfen hatte die Bundesregierung vergangene Woche in Aussicht gestellt: Sie will für Tausende ausländische Aushilfskräfte die Einreise ermöglichen.
Im Ferientrubel nimmt auch die Streikwelle im Flugverkehr im beliebten Urlaubsland Spanien weiter zu. Das Kabinenpersonal der Billigairline Ryanair
Auch das Kabinenpersonal von Konkurrent Easyjet
Am Pariser Flughafen Roissy-Charles-de-Gaulle führten Warnstreiks am Wochenende erneut zu Annullierungen. Am Samstag wurden zwischen 7 Uhr und 14 Uhr 20 Prozent der geplanten Starts und Landungen gestrichen, wie der Flughafen mitteilte. Schon am Freitag waren 17 Prozent der Starts und Landungen ausgefallen. Die Streikenden fordern wegen der zunehmenden Inflation mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen.
Bei der skandinavischen Fluggesellschaft SAS
Um das Chaos im britischen Luftverkehr zu bewältigen, lockert die britische Regierung die Vorschriften für die Start- und Landerechte an den Flughäfen. Die Airlines können nun Verbindungen streichen und auf die sogenannten Slots verzichten, ohne fürchten zu müssen, diese teuren Startrechte zu verlieren. Damit soll ein "realistischerer" Flugplan ermöglicht werden. Die Airlines müssen ihre Streichungen bis zum kommenden Freitag mitteilen.
Für den Personalmangel an den britischen Flughäfen machte Ryanair-Chef Michael O'Leary "die Katastrophe" des Brexits verantwortlich. Seit dem britischen EU-Austritt sei es für Fluglinien schwierig geworden, EU-Arbeitskräfte einzustellen, sagte O'Leary der Zeitung "Financial Times".
Mit Blick auf etliche Flugausfälle und -verspätungen zieht das Verbraucherschutzministerium die Überprüfung der Vorkassepraxis in Betracht. Das Ressort von Bundesministerin Steffi Lemke (Grüne) appellierte einer Sprecherin zufolge an die Flugunternehmen, ihrer "gesetzlichen Pflicht zur Rückerstattung innerhalb von sieben Tagen proaktiv" nachzukommen, wie die "Welt am Sonntag" berichtete. "Sonst wird man die Vorkassepraxis in ihrer jetzigen Form überprüfen müssen." Bei der Vorkassepraxis hätten Fluggäste ein hohes Risiko. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Matthias von Randow, wies darauf hin, jeder Reisende habe auch heute schon die Wahl, ob er frühzeitig buchen will und damit Frühbucherrabatte nutzen oder sehr kurzfristig vor Reiseantritt buchen und bezahlen möchte.
Doch es gibt auch Chaos-Profiteure: Durch die Streichung innerdeutscher Flüge steigt das Fahrgastaufkommen bei der Deutschen Bahn. "Immer mehr Menschen nutzen in der aktuellen Lage innerdeutsch die Bahn statt den Flieger", sagte ein Sprecher dem "Spiegel". Sprinter-Züge entlang der innerdeutschen Flugstrecken sind dem Bericht zufolge zu 40 Prozent stärker ausgebucht, viele Tickets kaufen die Airlines dabei als Ersatz für gestrichene Flüge./red/DP/nas
Quelle: dpa-AFX