MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die zweite Lockdown-Welle in Europa könnte aus Sicht der Deutschen Pfandbriefbank (PBB)
An der Börse kamen vor allem die Zahlen des dritten Quartals gut an. Branchenexperten wie Philipp Häßler von Pareto Securities zeigten sich positiv überrascht. Nachdem die PBB-Aktie bereits am Montag und Dienstag deutlich zugelegt hatte, kletterte ihr Kurs bis Mittwochmittag um weitere 1,91 Prozent auf 7,19 Euro. Damit entwickelte sich das Papier stärker als der Nebenwerte-Index SDax, in das es infolge herber Kursverluste im Juni abgestiegen war. Seit Wochenbeginn hat das Papier mehr als ein Viertel gewonnen. Trotzdem ist es nur noch rund halb so teuer wie zum Jahreswechsel.
Für das Gesamtjahr stellte Arndt den PBB-Aktionären zwar ein solides Ergebnis in Aussicht, klammerte dabei aber Belastungen durch gefährdete Kredite aus. "Die große Unbekannte sind die Risikokosten", sagte er. Analysten gingen für 2020 zuletzt im Schnitt von einem Vorsteuergewinn von 131 Millionen Euro aus. Nach den ersten neun Monaten hat die PBB hier 106 Millionen erreicht. Arndt wollte einen Verlust für das vierte Quartal zwar nicht ausschließen, rechnet nach eigener Aussage aber nicht damit.
In den Monaten Juli bis September verdiente die PBB vor Steuern 75 Millionen Euro und damit sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dazu trug vor allem ein gestiegener Zinsüberschuss bei, bei dem die Bank von den längerfristigen Refinanzierungsgeschäften der Europäischen Zentralbank profitierte. Eine höhere Steuerlast machte den Gewinnanstieg unter dem Strich jedoch zunichte. Der Überschuss sank um 14 Prozent auf 48 Millionen Euro.
Unterdessen legte die Bank nur 14 Millionen Euro für mögliche Kreditausfälle zurück - gerade einmal 4 Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings hatte der Vorstand die Risikovorsorge für gefährdete Kredite im ersten Halbjahr bereits deutlich aufgestockt und damit vorgebaut. In den ersten neun Monaten hat die Bank nun 84 Millionen Euro für Ausfälle zurückgelegt.
Außerdem schloss die Pfandbriefbank deutlich weniger Neugeschäft ab: nur noch 4,4 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten, fast 3 Milliarden weniger als ein Jahr zuvor. Doch die verbleibenden Finanzierungen bringen dem Vorstandschef zufolge dafür eine höhere Rendite. Die Bruttoneugeschäftsmarge lag bei mehr als 1,8 Prozentpunkten nach 1,6 Punkten ein Jahr zuvor.
Nach Einschätzung von PBB-Chef Arndt wird die Corona-Krise erst nach und nach auf den Gewerbeimmobilienmarkt durchschlagen. Die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen würden zusammen mit dem Trend zu Online-Einkauf und Home Office "mit einiger Zeitverzögerung zu gravierenden Anpassungen auf den Immobilienmärkten führen". Dabei gehe es vor allem um Hotels und Einzelhandel sowie Einkaufszentren.
In der Hotelbranche dürfte sich eine Erholung voraussichtlich bis weit ins Jahr 2022 hinziehen, schätzt Arndt. Die Pfandbriefbank ist ein großer Finanzierer von Gewerbeimmobilien in Deutschland und auch in mehreren Auslandsmärkten aktiv, darunter in den USA. "Wir bleiben in jeder Hinsicht vorsichtig", sagte Arndt. Allerdings habe die PBB vor allem Immobilien in zentralen Lagen finanziert und das höchstens bis zu 60 Prozent des Beleihungswerts. Daher könne es das Geldhaus auch verkraften, wenn einzelne Immobilien in der Krise ein Stück an Wert verlören./stw/cho/ssc/jha/
Quelle: dpa-AFX