BONN (dpa-AFX) - Vor einem Jahr hatte die Pandemie bei der Deutschen Post
Für die Post-Aktie ging es am Mittwochvormittag nach der Vorlage der detaillierten Quartalszahlen um mehr als vier Prozent auf 50,69 Euro nach oben. Damit kostete das Papier erstmals mehr als 50 Euro. Analysten zeigten sich voll des Lobes für die angehobenen Jahresziele des Konzerns. Experten schrieben von "sehr starken Ergebnissen", und Analyst Andy Chu von der Deutschen Bank hält die Aktie für "viel zu günstig". Dazu sei der freie Barmittelzufluss des Logistikkonzerns höher ausgefallen als ursprünglich kommuniziert, hieß es vom Analysehaus Stifel.
Die Entwicklung im Online-Handel sei nachhaltig, sagte Finanzchefin Melanie Kreis in einer Telefonkonferenz vor Journalisten am Morgen. Dies gelte, "auch wenn die aktuellen Wachstumsraten so nicht bleiben." Das sei auch die Basis für die angehobene Prognose: Beim operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) rechnet das Management 2021 jetzt mit mehr als 6,7 Milliarden Euro. Anfang April hatte sich die Post bereits optimistischer gezeigt und ihre Schätzungen auf deutlich mehr als 5,6 Milliarden Euro angehoben.
Auch beim freien Barmittelzufluss wird die Post zuversichtlicher: Statt deutlich über 2,3 Milliarden Euro strebt der Konzern in diesem Jahr jetzt rund 3,0 Milliarden Euro an, obwohl er noch mehr Geld investieren will als zuletzt geplant. "Wir glauben auch, dass wir über 2021 hinaus weiter wachsen werden, daher haben wir auch die Mittelfristprognose angehoben", sagte Kreis. Demnach will der Konzern im Jahr 2023 nun einen operativen Gewinn von mehr als 7 Milliarden Euro erreichen.
Zu den guten Zahlen im ersten Quartal trugen dem Konzern zufolge alle Geschäftsbereiche bei. Der Umsatz sprang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro nach oben, wobei Analysten mit etwas weniger gerechnet hatten. Weil auch das Vorsteuerergebnis stieg, musste der Konzern zwar auch deutlich höhere Steuern zahlen. Dennoch konnten die Bonner ihren Konzerngewinn im Vergleich zum Vorjahr auf knapp 1,2 Milliarden Euro etwa vervierfachen.
Ein wichtiges Thema für die Post ist derzeit die Impfstofflogistik: Der Konzern hat bis Ende April bereits 174 Millionen Dosen in 120 Länder geliefert. Kreis zufolge war dies aber kein wesentlicher Treiber für die guten Quartalszahlen. Erste Eckdaten zu den ersten drei Monaten des Jahres hatte die Post schon Anfang April bekannt gegeben.
Weiter angespannt bleibt die Lage im Frachtgeschäft: Die Kapazitäten seien immer noch knapp, und dies werde sich so schnell auch nicht ändern, sagte Kreis. Denn wegen des krisenbedingten Einbruchs im Flugverkehr fehlt der Frachtbranche ein Großteil des Platzes in den Bäuchen der Passagierjets. Aus Sicht der Deutschen Post DHL ist dies zwar eine Herausforderung, aber auch die Basis, um gestiegene Frachtpreise an die Kunden weiterzugeben. Auch bei der Seefracht sei es nicht einfach: Engpässe in wichtigen Häfen gebe es weiterhin und es werde sicher noch einige Monate dauern, bis sich der Zustand normalisiert habe.
Um dem Boom beim Online-Handel gerecht zu werden, baut die Post ihre Elektro-Flotte weiter stark aus. Deshalb läuft die Produktion des Streetscooters auch erst einmal weiter. Der Konzern hatte bereits im April mitgeteilt, dass die Produktion mindestens noch bis mindestens Ende 2022 weitergehe: Damit soll die Zahl der Stromer von derzeit mehr als 15 000 Streetscootern auf etwa 21 500 steigen.
Während die Zahl der Pakete bei der Post wegen des Online-Booms weiterhin hoch ist, sieht es im Briefgeschäft weniger gut aus. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum brach die Zahl der Briefsenkungen um fast ein Zehntel ein. Der Konzern erklärte dies vor allem mit einem Rückgang bei den Werbesendungen. Das Management geht aber auch davon aus, dass sich der Rückgang im Laufe des Jahres wieder etwas verlangsame./knd/stw/fba
Quelle: dpa-AFX