VEVEY (dpa-AFX) - Der Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestle
Allerdings machte Schneider auch klar, dass es mit der Pandemie weiterhin große Unsicherheiten gibt. Nestle habe 2020 zu denjenigen Unternehmen gehört, die sich nicht rückläufig entwickelt hätten, sagte er. Diese Latte 2021 zu überspringen, sei keine sichere Sache. "Wir wissen nicht genau, wie sich die Pandemie weiter entwickelt." Es gehöre aber zu Nestles Ziel, verlässlich zu sein und deshalb wolle man ein Jahresziel ausgeben. Die Nestle-Aktie verlor im Vormittagshandel um rund 0,5 Prozent an Wert.
Im Schlussquartal 2020 erhöhte sich das Wachstumstempo. Aus eigener Kraft legten die Erlöse im Gesamtjahr um 3,6 Prozent zu, wie das Unternehmen am Donnerstag in Vevey mitteilte. Wachstumstreiber war dabei unter anderem die Tierfuttermarke Purina. Aber auch das Geschäft in der Region Nord- und Südamerika entwickelte sich deutlich besser. Damit übertrafen die Schweizer die durchschnittlichen Analystenerwartungen. In den ersten neun Monaten hatte Nestle noch ein um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe bereinigtes Umsatzplus von 3,5 Prozent verzeichnet.
Wegen Verkäufen von Unternehmensteilen und dem stärkeren Franken verminderte sich der ausgewiesene Umsatz jedoch um 8,9 Prozent auf 84,3 Milliarden Schweizer Franken (rund 78 Mrd Euro), wie es weiter hieß. Nestle hatte etwa das Hautpflegegeschäft Nestle Skin Health verkauft.
Zum Umsatz trugen neben Purina auch die Marke Nespresso bei. Das organische Wachstum beschleunigte sich mit 7,0 Prozent auf die höchste Wachstumsrate seit sechs Jahren. Zum Vergleich: Das gesamte Kaffeegeschäft sei 2020 organisch um rund 5 Prozent gewachsen, erläuterte Nestle-Finanzchef François-Xavier Roger. Besonders gefragt waren auch Produkte zur Unterstützung der Gesundheit und des Immunsystems. Das Segment Nestle Health Science wuchs aus eigener Kraft um mehr als 12 Prozent. Zuletzt hatte der Konzern den Bereich auch mit Zukäufen kräftig ausgebaut.
Unter dem Strich stand für das abgelaufene Jahr ein Gewinn von rund 12,2 Milliarden Franken. Das waren rund drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor, aber mehr als Analysten erwartet hatten. Die Aktionäre sollen eine um 5 Rappen erhöhte Dividende von 2,75 Franken erhalten, was leicht unter den Erwartungen der Analysten liegt.
Derweil baut Unternehmenschef Schneider den Konzern um. Seit 2017 tauschte Nestle Unternehmensteile von rund 18 Prozent des damaligen Umsatzes aus. Allein im vergangenen Jahr schloss Nestle Zukäufe und Veräußerungen mit einem Gesamtwert von 8,4 Milliarden Franken ab. Zugekauft hat der Konzern etwa den Premium-Tierfutteranbieter Lily's Kitchen sowie die Mahlzeitenlieferdienste Freshly in den USA und eine Mehrheitsbeteiligung an Mindful Chef in Großbritannien.
Im Gegenzug trennte sich Nestle unter anderem vom US-Speiseeisgeschäft, seiner Mehrheit an seiner Wurstmarke Herta und chinesischen Yinlu-Geschäft mit Erdnussmilch- und Reisporridge-Konserven. Zuletzt teilte der Konzern mit, dass das nordamerikanische Wassergeschäft für 4,3 Milliarden US-Dollar an die US-Finanzinvestoren One Rock Capital Partners und Metropoulos & Co gehen soll. Auch 2021 soll der Umbau weitergehen./mne/AWP/ssc/stk
Quelle: dpa-AFX