MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Bausoftwareanbieter Nemetschek
"Mit dem ersten Quartal haben wir eine starke Grundlage geschaffen, um unsere Ziele für 2021 zu erreichen", sagte Vorstandssprecher Kaufmann am Donnerstag in München. Der Umsatz des MDax
Überdurchschnittlich stark konnte das Unternehmen beim operativen Ergebnis abschneiden, vor allem weil Reisekosten und Marketingausgaben in der Pandemie sanken. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte das operative Ergebnis (Ebitda) um 18,5 Prozent auf 49,6 Millionen Euro zu. Die entsprechende Marge stieg auf 31,3 Prozent, fast drei Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Für das Gesamtjahr offiziell angepeilt sind 27 bis 29 Prozent. Auch unter dem Strich fiel das erste Quartal bei Nemetschek bedeutend besser aus, der Nettogewinn wuchs um mehr als ein Drittel auf 29,4 Millionen Euro.
Mit den Werten schnitt Nemetschek auch besser ab als von Analysten zuvor erwartet. Nemetschek habe im ersten Quartal die "Muskeln spielen lassen", schrieb Baader-Bank-Experte Knut Woller. Das gelte vor allem mit Blick auf die starken Vergleichswerte aus dem Vorjahr. Die Sparte für Design- und Konstruktionssoftware habe überraschend gut abgeschnitten. Mit Blick auf die unerwartet hohe Marge könnte sich herausstellen, dass Ersparnisse aus der Pandemie nachhaltigeren Effekt hätten als vom Markt und von ihm selbst erwartet.
Die Aktie von Nemetschek hatte sich in den letzten Monaten sehr verhalten entwickelt, zuletzt gab es zwar einen leichten Aufschwung. Der gewann nun an Schwung: Die Papiere kletterten am Donnerstag an der Spitze des MDax um gut sechs Prozent auf 63,66 Euro.
Das Hoch nach der Erholung aus der Corona-Krise im vergangenen Jahr lag allerdings bei 74,35 Euro Anfang Juni. Nemetschek ist an der Börse knapp 7,4 Milliarden Euro wert. Vor der Corona-Krise hatte das Papier einen rasanten Aufstieg hingelegt, Anfang 2018 war die Aktie noch um die 25 Euro wert gewesen. Firmengründer und Aufsichtsratsmitglied Georg Nemetschek hält zusammen mit seiner Familie die Mehrheit der Anteile, gut 48 Prozent der Aktien sind im Streubesitz. Mittlerweile beschäftigt Nemetschek nach eigenen Angaben über 3000 Mitarbeiter.
Nemetschek stellt Software für den Bauprozess von der Angebotserstellung über den Bau bis hin zur Verwaltung von Gebäuden her und hat sich seit einiger Zeit auch mit Medienanimations-Software für Filmstudios und Spieleentwickler ein Standbein aufgebaut.
Der seit Anfang 2020 amtierende Firmenchef Kaufmann agierte in der Corona-Krise bisher vorsichtig: Trotz ordentlicher Zahlen verwies er auf die Risiken, die dem Softwareanbieter drohen. Denn große Infrastrukturprojekte könnten unter den von der Corona-Pandemie angespannten öffentlichen Budgets künftig genauso leiden wie private Bauvorhaben infolge einer allgemeinen Investitionszurückhaltung.
Doch die Geschäfte liefen auch 2020 insgesamt besser als befürchtet. Dem Unternehmen kommt zugute, dass es mittlerweile stark auf Softwareserviceverträge setzt, wie es in der Digitalbranche zum Standard geworden ist. Ein größerer Teil des Umsatzes hängt also nicht mehr von aktiven Kaufentscheidungen der Kunden für teils teure Lizenzen ab, sondern von laufenden Softwareabonnements. Diese werden in aller Regel kaum gekündigt, weil sonst auch die Nutzung der Programme wegfällt - in den meisten Firmen der Branche ist Planungs- und Designsoftware aber unverzichtbar./men/ngu/mis
Quelle: dpa-AFX