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02.05.2024 ‧ dpa-Afx

ROUNDUP: Nachfrage nach Fleischersatz kurbelt Produktion an

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Nestlé

WIESBADEN (dpa-AFX) - Tofuwurst statt Fleischwurst, Sojabratling statt Steak, Veggieburger statt Frikadelle: In vielen Haushalten in Deutschland gehören vegetarische oder vegane Fleischersatzprodukte inzwischen ganz selbstverständlich auf den Teller - auch wenn diese oft teurer sind als das Original. Steigende Nachfrage kurbelt die Produktion an. Zugleich erreichte der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch im Jahr 2023 einen historischen Tiefstand.

Rund 121 600 Tonnen vegetarische oder vegane Fleischersatzprodukte stellten Unternehmen hierzulande nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr her. Das waren 16,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie die Wiesbadener Behörde am Donnerstag mitteilte. Im Vergleich zum Jahr 2019 hat sich die Produktion demnach mehr als verdoppelt (113,8 Prozent).

Auch die Zahl der Unternehmen, die Fleischersatzprodukte in Deutschland herstellen, nimmt nach Angaben des Bundesamtes seit Jahren kontinuierlich zu: zuletzt von 51 im Jahr 2022 auf 67 im Jahr 2023.

Fleischkonsum sinkt seit Jahren

"Mit der steigenden Nachfrage nach Fleischersatz geht ein Rückgang beim Fleischkonsum einher, der sich auch 2023 fortgesetzt hat", ordnete das Bundesamt ein. Bereits veröffentlichten vorläufigen Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zufolge verzehrten die Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr pro Kopf 51,6 Kilogramm Fleisch. Damit setzte sich der seit Jahren zu beobachtende Trend fort: 2022 wurden pro Kopf noch 52 Kilogramm Fleisch konsumiert, 2018 waren es 60,9 Kilogramm.

Ein beträchtlicher Anteil der Verbraucherinnen und Verbraucher passe zudem ihre Ernährung an, um das Klima zu schonen, stellte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC anhand einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage fest. Gut ein Drittel (35 Prozent) der mehr als 1000 Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland gab demnach an, sie hätten in den vergangenen sechs Monaten weniger rotes Fleisch gegessen. Gut ein Fünftel (22 Prozent) haben in diesem Zeitraum nach eigenen Angaben weniger Milchprodukte verzehrt.

Möglicher Grund: mehr Klimabewusstsein von Verbrauchern

Im Gegenzug sei pflanzliche Ernährung im Aufwind: Jeder Vierte greift der PwC-Erhebung zufolge demnach deutlich häufiger zu frischem Obst und Gemüse, 28 Prozent konsumieren mehr Bohnen und Hülsenfrüchte, die als deutlich klimafreundlicher gelten als Fleisch. Für diese Analyse werden nach PwC-Angaben zweimal jährlich etwa 20 000 Menschen in 31 Ländern befragt, darunter mehr als 1000 aus Deutschland.

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sieht in dem zurückgehenden Fleischverzehr ebenfalls Anzeichen für mehr Klimabewusstsein: Neben einer Veränderung der Ernährungsweisen dürften "auch ein generell gewachsenes Bewusstsein, welche Auswirkungen ein hoher Fleischkonsum auf die eigene Gesundheit, Klima und Umwelt haben, (...) eine Rolle spielen", schrieb die Behörde Anfang April.

Die Umweltschutzorganisation WWF wertet die zunehmende Abkehr von Fleisch als positive Entwicklung: "Betrachten wir den Flächenbedarf, der für den Konsum an Lebensmitteln nötig ist, gehen allein 75 Prozent auf das Konto von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Milch oder Eier." 69 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen werde bei der Erzeugung tierischer Produkte verursacht. Der WWF Deutschland wies jedoch zugleich darauf hin, dass Fleischersatzprodukte zumeist hoch verarbeitete Lebensmittel sind, die erst durch Verwendung zahlreicher Zusatzstoffe und aufwendige Prozesse dem Charakter von Fleisch ähnlich gemacht werden. Vorteilhafter und mitunter günstiger seien pflanzliche Lebensmittel, die wenig oder gar nicht weiterverarbeitet seien.

Trotz der Zuwächse für Fleischersatz ist der Markt für diese Produkte noch eine Nische. Die Fleischproduktion war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mit einem Warenwert von 44,8 Milliarden Euro im Jahr 2023 fast 80 Mal umfangreicher als der Warenwert der Fleischersatzprodukte (583,2 Mio Euro)./ben/DP/mis

Quelle: dpa-AFX

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