LONDON/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Münchner Triebwerksbauer MTU
An der Börse kamen die Nachrichten sehr gut an. Der Kurs der MTU-Aktie sprang von der Verlust- in die Gewinnzone. Zuletzt lag er mit rund sechs Prozent im Plus bei 190 Euro und war damit zweitstärkster Titel im Dax. Der Rekord von 289,30 Euro aus der Zeit kurz vor der Corona-Krise ist aber noch weit entfernt.
Hatten Flugzeug- und Triebwerksbauer in der Corona-Krise noch einen Geschäftseinbruch erlitten, kommen sie bei der Nachfrage nach neuen, sparsameren Jets inzwischen kaum noch hinterher. Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus bereitet sich bei seinen Mittelstreckenjets aus der A320neo-Familie deshalb auf Produktionsrekorde vor.
Vor der Pandemie hatte der Konzern monatlich rund 60 Maschinen der Reihe gebaut und die Rate im Jahr 2020 auf 40 Stück heruntergefahren. Nun soll die Rate bis zum Jahr 2025 auf 75 Maschinen pro Monat steigen. Rund jedes zweite Exemplar der Reihe wird von Getriebefan-Triebwerken der Raytheon-Technologies-Tochter
Für 2023 rechnet der MTU-Vorstand mit einem Umsatz von 6,4 bis 6,6 Milliarden Euro, rund ein Fünftel mehr als für das laufende Jahr angepeilt. Analysten waren für 2023 im Schnitt zuletzt nur von gut 6 Milliarden Euro ausgegangen und hatten die Marke von 6,6 Milliarden erst für 2024 auf dem Zettel gehabt.
Den stärksten Umsatzanstieg erwartet die MTU-Führung im Geschäft mit neuen Antrieben. Aber auch bei Ersatzteilen, Wartung und im Militärgeschäft geht das Management von deutlichen Steigerungen aus. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) soll jedenfalls um einen niedrigen Zwanziger-Prozentsatz steigen. Analysten hatten für 2022 hier zuletzt etwa 610 Millionen und für das kommende Jahr 720 Millionen Euro erwartet.
"Die Produktionsvolumina der A320neo-Antriebe und der Triebwerke für Regionalflugzeuge dürften deutlich zunehmen, ebenso die Produktion von Antrieben für Business Jets", sagte Programm-Vorstand Michael Schreyögg. Auch die Produktion von Großraumjets dürfte nach seiner Einschätzung langsam wieder anziehen. Hier arbeitet MTU an Antrieben für Maschinen des US-Konzerns Boeing
Für 2025 erwartet die MTU-Führung einen Umsatz von etwa acht Milliarden Euro. Das ist etwa anderthalbmal so viel wie für 2022 angepeilt. Der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) soll 2024 den bisherigen Rekord von 757 Millionen Euro aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 übertreffen. Für 2025 fasst der Vorstand jetzt die Milliardenschwelle ins Auge.
Damit das Ganze angesichts der weltweit angespannten Lieferketten nicht schiefgeht, baut MTU nach eigenen Angaben vor. "Beim Produktionshochlauf haben wir die gesamte Wertschöpfungskette im Blick", sagte Technik-Vorstand Lars Wagner, der zum Jahreswechsel Reiner Winkler als neuer Vorstandschef nachfolgt. "Die Rohmaterialversorgung sichern wir durch langfristige Verträge ab, außerdem haben wir eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft eingeführt." Bei den Zulieferern setze MTU auf Langfristigkeit, enge Zusammenarbeit und die Qualifizierung mehrerer Quellen.
Gute Geschäftschancen für die kommenden Jahre sieht MTU auch im Militärgeschäft. Dabei geht es vorerst vor allem um den Antrieb des Kampfjets Eurofighter. Das Flugzeug hat aus Sicht des Managements "Zukunftspotenzial bis in die 2050er Jahre". Hinzu kommt das geplante europäische Luftkampfsystem FCAS mit einem neuen Kampfjet, dessen Antrieb der Münchner Konzern mitentwickeln soll.
Die MTU-Aktionäre können sich unterdessen auf überproportional steigende Dividenden freuen. Die Ausschüttungsquote solle sukzessive auf etwa 40 Prozent des bereinigten Gewinns steigen, bekräftigte Finanzvorstand Peter Kameritsch bereits bekannte Pläne. Für 2021 hatte MTU je Aktie 2,10 Euro ausgeschüttet, was einer Ausschüttungsquote von 33 Prozent entsprach./stw/ngu/jha/
Quelle: dpa-AFX